Aktuell :Diplomatie-Dilemma

Sieht aus wie ein ganz normaler Staatsbesuch, hat aber diese Woche die halbe Welt in Aufruhr versetzt: Das Treffen der US-Politikern Nancy Pelosi mit Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen. (Foto: IMAGO/ZUMA Wire)

Deutschland? Das ist doch kein Land! Wäre merkwürdig, wenn das jemand behaupten würde. Den Menschen in Taiwan geht es aber genau so. Denn China beansprucht die Insel für sich.

Von Lea Sahay

Taiwan liegt auf einer Insel vor der Küste Chinas und ist ungefähr so groß wie Baden-Württemberg. Außerdem hat Taiwan eine eigene Währung, den Taiwan-Dollar, und eine Regierung. Präsidentin ist Tsai Ing-wen. Klingt ziemlich normal, oder? Trotzdem wird Taiwan nur von wenigen Staaten als Land anerkannt. Das macht vieles kompliziert: Taiwan ist zum Beispiel nicht in den Vereinten Nationen vertreten, wo Staaten über Probleme sprechen. Oder in der Weltgesundheitsorganisation, die Wissen über Corona sammelt. Der Grund für die verzwickte Lage ist China. Vor 70 Jahren war Taiwan nämlich ein Teil Chinas, doch dann brach ein Bürgerkrieg aus. Die Kommunisten gewannen und gründeten die Volksrepublik China, die Nationalisten flohen nach Taiwan. Trotzdem verlangt China bis heute, dass die Insel wieder ein Teil des eigenen Landes wird. Die Taiwaner wollen das aber nicht. Sie finden, dass zu viel Zeit vergangen ist. Außerdem entscheidet in China nur eine Partei über alles, Taiwan aber ist eine Demokratie mit freien Wahlen. Diese Woche hat der Besuch der amerikanischen Politikerin Nancy Pelosi viel Ärger verursacht. Die USA haben Taiwan versprochen, die Insel zu schützen. China ärgert das und droht, Taiwan mit Gewalt einzunehmen. Deshalb schickt das Land jetzt Kriegsschiffe: Schaut, wie stark wir sind! Bisher bleiben die Taiwaner aber cool. In einer TV-Sendung fragte ein Taiwaner aber besorgt, ob die Kriegsschiffe nicht den Schildkröten Angst machen - typisch Taiwan!

© SZ vom 06.08.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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