Zum Tod von Barbara Rudnik:Von Licht und Schatten

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Schön, blond, wohl überlegt: Barbara Rudnik war eine bessere Schauspielerin, als es die Etiketten vermuten ließen, die ihr von Beginn ihrer Karriere an verpasst wurden.

Eva-Elisabeth Fischer

Barbara Rudnik war eine bessere Schauspielerin, als es die Etiketten vermuten ließen, die ihr von Beginn ihrer Karriere an verpasst wurden. Sie bekam den Grimmepreis für ihre Rolle als Journalistin neben Götz George in Nico Hofmanns Fernsehfilm Der Sandmann.

Barbara Rudnik (Foto: Foto: ddp)

Auch die Goldene Kamera zählte zu ihren Trophäen. Aber das änderte nichts an ihrem Image. Sie war die "kühle Blonde", die "deutsche Lauren Bacall", was sie zunächst selbst mit inszeniert hat. Stimmt schon, die leicht schräg gestellten blauen Augen, die hohen Wangenknochen, vor allem aber das lange Haar, das ihr, großzügig gewellt, ins Gesicht fiel und das sie mit kalkulierter, betont langsamer Handbewegung immer wieder zurückstrich, erinnerten an die amerikanische Schauspielerin. Aber Vergleiche machen den, der verglichen wird, klein. Deshalb hat sich Barbara Rudnik dann bald gewehrt.

Sie verstand es zu posieren. Sie wusste um die Wirkung von Licht und Schatten und nutzte sie. Sie hielt ihr Gesicht hin, gerne in die Kamera blickend, aber noch lieber im Halbprofil, da kamen ihre klaren Konturen besser zur Geltung. Sie gehörte zu den Schauspielerinnen, die ihre Rollen genau konzipierte - jeder Gesichtsausdruck, jede Geste wohl überlegt und präzise im Timing.

Das unterstrich den Eindruck von Kühle und Unnahbarkeit - und wirkte doch zugleich als Lockung, als Versprechen vom Vulkan in gewissen Stunden.

Es ist sehr lang her, Barbara Rudnik war 24, da probte sie mit George Tabori Becketts Verwaiser in den Münchner Kammerspielen. Tabori erkannte wohl, dass ihr das "method acting" nach Lee Strasberg nicht lag, diese psychologisch eruptive Erleben einer Figur: keine Instinkt-Schauspielerin, kein Theatertier.

Deshalb spielte die Tochter eines Drehers und einer Näherin aus Kassel nur kurze Zeit in Münchner Kleintheatern. Der Womanizer Tabori aber hatte das Potential zum Star in ihr erkannt und sagte: "Das ist eine Schöne."

Die Schöne, für den Film prädestiniert, wurde dann bald vom ehemaligen Filmkritiker Hans Christoph Blumenberg für sein Kino-Debüt Tausend Augen (1984) entdeckt. Als schönes blondes Tier, ähnlich einer zeitgemäßen Lulu, räkelte sich als Objekt der Begierde einer Peepshow in diesem "erotischen Thriller" und war plötzlich öffentlich präsent.

Als sie in Die Leibwächterin eine Lesbe spielte, sagte sie: "Warum glauben viele, Liebesszenen mit männlichen Kollegen seien einfacher? Da küsse ich Männer, die ich im Privatleben nicht küssen würde."

Der prominenteste, den sie im Privatleben küsste, war der Filmproduzent Bernd Eichinger. Durch ihn kam sie auf die tollen Parties und in die Klatschspalten, saß mit der Münchner Filmschickeria um Helmut Dietl in der Schwabinger Romagna Antica, später (ohne sie) verewigt in Dietls Rossini.

Interessiert hat sie solche Popularität nie. Der Klatschpresse hat sie sich nur einmal bedient, im April vergangenen Jahres, als sie über ihren unheilbaren Brustkrebs sprach. Eine der letzten ihrer zahlreichen Fernsehrollen war die Frau des Commissario Laurenti - eher ein Zeugnis dieses Lebenswillens denn eines ihrer Schauspielkunst. Barbara Rudnik ist am Samstag mit nur 50Jahren gestorben.

© SZ vom 25.05.2009/bilu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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