"Wetten, dass..?"-Konkurrenz:Vier-Meter-Knall

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RTL erprobt eine neue Wett-Show. Das Konzept erinnert an den TV-Dauerbrenner "Wetten, dass..?". Das ZDF ist alarmiert.

Hans Hoff

Wenn man "Sender-Schlacht" titeln kann wie nun Bild am Sonntag, hat man zunächst einmal Aufsehen erregt in der an bunten, knalligen Unterhaltungsstoffen armen Weihnachtszeit. Weil RTL gerade eine neue Show vorbereite, die zu sehr an "Wetten, dass..?" erinnere, wolle das öffentlich-rechtliche ZDF eine Klage prüfen.

Thomas Gottschalk gehört mit der Show "etten, dass..?"zu den Urgesteinen des deutschen Fernsehens. (Foto: Foto: ddp)

Von der Prüfung einer möglicherweise einzureichenden Klage kann dann aber keine Rede sein, es sei denn man interpretiert die Aussage des ZDF-Unterhaltungschefs Manfred Teubner entsprechend. Teubner hatte gesagt, dass er es frech fände, wenn in einer holländischen Show eine der "Wetten, dass..?"-Wetten nachgespielt würde. Das sei "im Zweifel von Juristen zu prüfen".

Er bezog sich auf einen Kandidaten, der bei Thomas Gottschalk im Jahr 2004 eine Kerze mit einem aus seiner Tränendrüse spritzenden Strahl gelöscht hat. Ein anderer Kandidat hat das Gleiche in der niederländischen RTL-4-Show "I wed dat ik het kann" zu Wege gebracht. "I wed, dat ik het kann" wird von der Hilversumer Firma Masmedia produziert.

Dass Masmedia gerade in Deutschland auf Kandidatensuche ist für eine ähnliche Sendung, die wohl bei RTL laufen soll, hat die "Sender-Schlacht" ausgelöst. So eine "Show ist in Planung", sagt RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer am Sonntag, das Projekt sei derzeit allerdings noch in einem Erprobungsstadium. Eickmeyer: "Wir müssen erst einmal schauen, was für Kandidaten sich da melden."

Sie wehrt sich gegen den Vorwurf, es handele sich bei der Show, die international unter dem Titel "Challenge Me" vermarktet wird, um ein "Wetten, dass..?"-Plagiat. "Das ist eher eine Kombination aus Deutschland sucht das Supertalent und der Guinness-Show, sagt sie.

"Ich kann das gar nicht glauben", sagt ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut am Sonntag der SZ. Auf dem Feld der Patentverletzung gehe es sehr sensibel zu, und es erscheine ihm unwahrscheinlich, dass sich RTL-Chefin Anke Schäferkordt auf so etwas einlassen werde.

Schaut man sich die zur Rede stehende, sonntäglich um 20 Uhr ausgestrahlte Show bei RTL 4 in den Niederlanden an, stellt man schnell fest, dass es dort keine Wettcouch als zentrale Instanz gibt, auch keine Musiker, auch keine Prominenten, auch keine Wetteinsätze. Nur Wetten, 70 Minuten lang nur Wetten. Ein Moderatorenpaar präsentiert Kandidaten, die vor ihren Versuchen immer sagen müssen "Ich wette, dass ich es kann."

Bei der Ausstrahlung am Sonntag war es beispielsweise ein Bodybuilder, der vorgab, eine 56 Kilogramm schwere Frau vier Meter weit werfen zu können. In der Vorwoche fand sich unter den acht Wettkandidaten einer, der behauptete, Klobrillen ohne Hilfe seiner Augen und Hände identifizieren zu können. Solche Präsentationen möchte man sich jedenfalls schwerlich beim ZDF vorstellen.

© SZ vom 22.12.2008/vw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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