Weltausstellungs-Logo:Darm mit Charme

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Das Osaka-Logo für die Expo 2025 enthält auch einen dezenten Gruß an die Vergangenheit. (Foto: imago images/Kyodo News)

Der Designer Tamotsu Shimada hat für die Expo 2025 ein Logo entworfen. Es soll die Darstellung einer DNA-Helix mit den Umrissen der Stadt Osaka vereinen. Im Netz wird es als "Kirschtomaten auf Ecstasy" verspottet.

Von Bernd Graff

Wenn man jetzt, in Zeiten der grassierenden Pandemie, deren Ausgang quälend ungewiss bleibt, in den Vorbereitungen für die Weltausstellung 2025 in Osaka steckt, dann ist man nicht zu beneiden. Denn es muss heute schon aller PR-Schaum geschlagen werden, den Großereignisse in einer globalisierten Welt erfordern, damit sie überhaupt als bedeutend wahrgenommen werden. Und man muss heute schon so tun, als wäre das mit der Pandemie zur "Expo 2025" völlig erledigt, als wäre die ungewisse Seuche spätestens dann eine nur noch ärgerliche historische Fußnote.

Man versteht also die Motivation der Macher im japanischen Osaka. Und man bewundert ihren Mut, nun eine, sagen wir, nur halb verdaute Idee als Logo für das Event zu präsentieren. Es stammt von dem Designer Tamotsu Shimada und zeigt eine blutig rote Darmverschlingung mit fünf Augen, die in Erwartung oder nach Genuss von Unbekömmlichem aus dem Organ schielen. Sie befinden sich etwa an den Stellen, an denen der Magen in den Dünndarm übergeht, der Zwölffingerdarm in den Dickdarm, das Quercolon auf das absteigende trifft und dieses in den Mastdarm mündet, natürlich mit einer zwinkernden Abzweigung in den Wurmfortsatz.

Während man so noch rätselt, wie dieser Darm mit Augen wohl ästhetisch auf Pandemie und Expo antworten könnte, erfährt man von dem entgeisterten Shimada, dass er das ja gar nicht so gemeint habe. Er habe die Helix einer DNA darstellen wollen, allerdings in der losen Form eines Stadtumrisses von Osaka und in Erinnerung an den "Turm der Sonne", der anlässlich der letzten Expo 1970 dort errichtet wurde. Das Ganze habe er "Leuchtkraft des Lebens" getauft. Man hätte Shimada stecken können, dass man einem Design auch zu viel aufhucken kann. Im Netz jedenfalls spricht man von einem "alten Gott, der nicht in unser Universum gehört", von "hüpfenden Augenblasen" und "Kirschtomaten auf Ecstasy". Ein "great job on weirdness", großartig bizarr und angsteinflößend sei das Logo. Es passt also unbedingt zu unserer Zeit.

© SZ vom 04.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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