Wallace & Gromit und ihr Erfinder:Ruhmreiche Kreaturen

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Auf Nick Park sind die Briten besonders stolz: Sein neuer Film "Wallace & Gromit auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen" hat gerade an den US-Kinokassen Jodie Foster mit "Flightplan" entthront. Die Protagonisten des Films ereilte am Montag jedoch ein "tragisches" Schicksal: Sie verbrannten.

Susan Vahabzadeh

Wallace & Gromit sind derzeit die größten Stars, die Großbritanniens Kino zu bieten hat - ein ungeschickter, weltfremder, dicklicher Erfinder und sein kluger Hund, der ihn dauernd aus diversen Schlamasseln retten muss. Ein direkt nach dem Leben modelliertes Paar - aus Plastilin - und geliebt in aller Welt.

Nick Park mit seinen Geschöpfen. (Foto: Foto: AP)

Es ist also kein Wunder, wenn der Sprecher ihrer Produktionsfirma Aardman es nun als "Tragödie" bezeichnet hat, dass sie am Montag verbrannt sind, mitsamt ihren Kollegen und Kulissen, in einem Lagerhaus in Bristol.

Einer allerdings fand, das sei nicht wirklich eine bedeutende Sache angesichts der tausenden Toten beim Erdbeben in Asien - Nick Park, der Schöpfer von Wallace und seinem Hund Gromit. Die seien doch nur Knetmännchen, die für jedes Bild immer wieder etwas verändert werden, 24 mal für jede Sekunde Film.

Dabei hatte Nick Park gerade ein besonders ruhmreiches Wochenende hinter sich. Es kommt gar nicht oft vor, dass englische Filmemacher amerikanisches Territorium erobern, ohne nach Hollywood zu gehen - schon deswegen sind die Briten furchtbar stolz auf Nick Park, dessen neuer Film "Wallace & Gromit auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen" gerade an den US-Kinokassen Jodie Foster mit "Flightplan" entthront hat - mit etwa 16 Millionen Dollar Einspiel wurde er zur neuen Nummer 1.

Von Gemüseklau und Gehirnwäsche

Bei uns kommt das "Wallace & Gromit"-Abenteuer am kommenden Donnerstag in die Kinos: Die beiden führen eine gewaltfreie Schädlingsbekämpfungsfirma, und weil sie nicht mehr wissen wohin mit den gefangenen Kaninchen, versuchen sie, ihnen den Trieb zum Gemüseklau per Gehirnwäsche auszutreiben - eine Mutation mit schlimmen Folgen.

Vor fünf Jahren hatte Nick Park erstmals mit Plastilin-Tieren Erfolg im Kino gehabt, mit "Hennen rennen", einer rasanten Hühnerfarm-Parabel - um Freiheitskampf und Revolution. So dass der Film den Kindern Spaß macht, aber eine zweite Ebene für Erwachsene hat, was sich als Erfolgsrezept erwies.

Nun hat er seine Erfolgsfiguren Wallace & Gromit erstmals in einen Langfilm gepackt - zwei Oscars hat er für Kurzfilme mit ihnen schon bekommen, einen dritten erhielt er für "Creature Comforts", inzwischen in Großbritannien als Fernsehserie fortgeführt. Die ersten Experimente mit "Wallace & Gromit" machte Park, am 6. Dezember 1958 in Lancashire geboren, bereits während des Studiums an der Uni in Sheffield, für die Knetmännchen-Technik entschied er sich damals aus Kostengründen.

Meilenstein der Musik-Clips

Kurz darauf begann er die Zusammenarbeit mit der Produktionsfirma Aardman. 1987 startete der Siegeszug, Park arbeitete mit an dem geradezu legendären Video zu "Sledgehammer" von Peter Gabriel, immer noch ein Meilenstein der Musik-Clips - es zeigt Gabriels Gesicht aus Knetmasse, das mal zu einem Gemüsestillleben, mal zu einem Blumenbeet wird.

Die Hühner und Kulissen aus "Hennen rennen" und die Figuren der "Jagd nach dem Riesenkaninchen" sind vom Feuer in Bristol nicht betroffen, sie sind gerade in Ausstellungen in England zu sehen. Und tröstlich ist, dass man die Stars des Animationskinos jederzeit reanimieren kann.

© SZ vom 12.10.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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