Wahlkonvent der Demokraten:Obamas Starpower

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Der am Montag eröffnete Wahlkonvent der Demokraten erinnert über weite Strecken an ein Popfestival - oder an die Oscar-Nacht. Die Liste der Stars ist ungewöhnlich lang.

Jörg Häntzschel

Es gibt wohl kaum etwas Glanzloseres und Trockeneres als Wahlkämpfe und Parteitage in Deutschland. Wer tritt da auf? Die schlimmen Scorpions, Jazzkantine, Günter Grass.

Wahlkonvent der Demokraten in Denver. (Foto: Foto: AFP)

Wie anders das Bild in den USA, wo der am Montag eröffnete Wahlkonvent der Demokraten über weite Strecken an ein Popfestival erinnern wird - oder an die Oscar-Nacht.

Es liegt wohl zu gleichen Teilen am jugendlichen Appeal von Barack Obama, zu dessen Hauptzielgruppe, den gebildeten 18-40-Jährigen, auch die iTunes-Kunden und Kinogänger gehören, wie auch an der Frustration über die zurückliegenden acht Jahre Bush, dass viele große Namen erstmals bereit sind, notfalls ein paar Fans aus dem konservativen Lager zu verprellen.

Trittbrettevents

Oprah Winfrey, die Obama mit einem vielbeachteten Auftritt bei den Vorwahlen unterstützt hat, und Scarlett Johansson, deren E-Mail-Korrespondenz mit Obama einigen Wirbel verursacht hat, haben es vorgemacht.

George Clooneys Vermutung, Obama würde die Unterstützung von Stars wie ihm nur schaden, weil sie ihn dem Verdacht des Elitären aussetze, teilen offenbar nicht alle.

Jennifer Lopez, Cindy Lauper, Kanye West, Moby, die Black Eyed Peas, Willie Nelson, Randy Newman, Clap Your Hands Say Yeah, Jakob Dylan, Wyclef Jean und Death Cab for Cutie werden sich auf den Dutzenden Veranstaltungen die Klinke in die Hand geben.

Etliche weniger bekannte Bands pendeln zwischen Denver und dem gleichzeitig stattfindenden Indie-Festival "Burning Man" in der Wüste von Nevada hin und her. Und neben dem offiziellen Programm und seinen vielen Randveranstaltungen, auf denen Sponsoren, wichtige Spender, Lobbyverbände und zumindest die wichtigsten der 15.000 Journalisten bei Laune gehalten werden, findet eine unüberschaubare Menge von Trittbrettevents statt, die den Einfall der Karawane aus Washington nutzen wollen.

Neben Skurrilem wie einer Ausstellung mit Kunst aus dem amerikanischen Westen oder der "öffentlichen Verurteilung von George Bush wegen Mordes" gehört dazu auch eine Antikriegsdemo, auf der Rage against the Machine spielen werden.

Sean Penn und Val Kilmer kommen nach Denver - nicht um für Obama und Biden zu werben, sondern für Ralph Nader, den Albtraum der Demokraten von 2000, der diesmal als unabhängiger Kandidat antritt.

Mia Farrow rührt für ihre Darfur-Kampagne die Trommel; Charlize Theron wird "Battle in Seattle" vorstellen, einen Film über die Proteste gegen das WTO-Treffen von 1999; Spike Lee, Quentin Tarantino, Annette Bening und Susan Sarandon werben für "14 Women" - erstaunlich viel Star-Power für eine Dokumentation zur Arbeit von US-Senatorinnen.

Die Filme werden im Rahmen von "Impact" gezeigt, einem Dokumentarfilmfestival, das im September zum Konvent der Republikaner in Minneapolis weiterzieht, und das ebenfalls einen Headliner für Denver gebucht hat: den Rapper Nelly. Bei den Republikanern werden die Beach Boys spielen.

© SZ vom 26.08.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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