Vorschlag-Hammer:Zauber der Akustik

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Ob der Saal die Musik macht oder doch die Künstler - gerade nach der Eröffnung der Elbphilharmonie lässt sich darüber wunderbar streiten

Von Harald Eggebrecht

Akustik heißt in letzter Zeit und besonders nach der Eröffnung der Hamburger Elbphilharmonie das Zauberwort. Die Betonung dieses Begriffs kommt einem geradezu so vor, als ob die sogenannte beste Akustik die Musik quasi allein machte. Doch kaum waren in Hamburg die ersten Töne erklungen, der erste Beifall vorübergerauscht, begannen heftige Diskussionen, die einen recht zwiespältigen Eindruck hinterlassen haben. Eines aber dämmerte allen, dass nämlich noch immer Musiker spielen müssen, damit ein Saal zum Resonieren gebracht wird. Dass das NDR-Elbphilharmonie-Orchester unter dem eifrigen Thomas Hengelbrock dabei weniger beeindrucken konnte als das emphatisch gefeierte Chicago Symphony Orchestra unter Riccardo Muti, zeigt, dass ein Weltklasseensemble und ein Meisterdirigent sich jeder "Akustik" erfolgreich anpassen können.

Wer den Saal in Münchens spanischem Kulturinstitut Instituto Cervantes kennt, weiß, dass er für Musik akustisch nicht sehr günstig ist. Trotzdem hat das Institut dankenswerterweise eine Konzertreihe aufgelegt mit fünf spanischen Streichquartettformationen, die neben der europäischen Quartettliteratur auch spanische Kompositionen vom Schubert-Zeitgenossen Juan de Arriaga bis zum heutigen Jesús Villa-Rojo vorstellten. Zum Abschluss spielte das weltweit renommierte Cuarteto Casals Quartette von W. A. Mozart, Joaquín Turina und György Kurtág so packend, intonationsgenau, von symphonischem Geist des raffiniertesten Miteinanders erfüllt, dass wohl jeder glücklich war, diesen Auftritt miterlebt zu haben. Über Akustik jedenfalls verlor niemand ein Wort, die Musik hatte unmittelbar zu allen "gesprochen".

Also gehen wir voller Erwartung am 31. Januar in den architektonisch schönen, doch akustisch ungünstigen Max-Joseph-Saal in der Residenz und lassen uns vom weltbekannten Mandelring-Quartett zeigen, wie das Ensemble Werke von Brahms, Dessoff und Dvořák in Musik verwandelt trotz vertrackter Akustik. Am 3., 4. oder 5. Februar sollten Violin-Aficionados unbedingt in der Philharmonie sein, um den großartig intensiven Geiger Augustin Hadelich bei seinem Münchner Debüt mit Édouard Lalos "Symphonie espagnole" zu erleben.

© SZ vom 28.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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