Vorschlag-Hammer:Wir danken recht sakrisch!

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Halloween, Allerheiligen und Luther - da kann es schon mal schwerfallen, Tipps zum kulturell höherwertigen Amüsement zusammenzutragen. Doch am 2. November herrscht wieder kultureller Alltag. Vielleicht

Von Karl Forster

Es gibt dankbarere Aufgaben, als sich für die Woche, in der Halloween und Allerheiligen zusammenfallen, ein paar Tipps zum kulturell höherwertigen Amüsement auszudenken. Denn zum einen regiert den Veranstaltungskalender der aus den USA importierte Wahnsinn. Zum anderen trifft man sich katholischerseits am 1. November auf dem Friedhof, um der Toten zu gedenken, zumindest jener, die aus der eigenen Familie stammen. Oft beamt man sich dabei beim Rosenkranzbeten in jenen rauschhaften Zustand, der sonst nur mit verbotenen Substanzen zu erreichen ist. In diesem Jahr kommt noch Luther dazu, der uns auch im katholischen Bayern einen arbeitsfreien Tag am 31. Oktober beschert. Wir danken recht sakrisch! Und empfehlen für diesen Tag den Besuch der Abtei St. Bonifaz, wo um 20 Uhr der überaus gebildete einstige Kulturminister Hans Maier zum 500. Jahr der Reformation über lutherische Choräle referiert, die Orgel dazu schlägt Edgar Krapp.

Ich spare mir jetzt eine gequälte Überleitung und komme auf eine Duplizität zu sprechen, die ein Licht wirft auf eine kulturelle Kontinuität, wie sie vielleicht nur die Schweiz zu bieten hat: Im Prinzregententheater tritt an diesem Tag (und noch diversen weiteren) ein gewisser Emil Steinberger vors Publikum unter dem Rubrum "Emil - noch einmal". Dieser Emil hat einst das Grautier mit vier Buchstaben erfunden (Egel) und ist fast auf der Autobahn bei Stuttgart gelandet anstatt auf der dafür vorgesehenen Landebahn. Das ist gefühlt drei Generationen her. Wenn nun an diesem Tag die Schweizerin Hazel Brugger im Lustspielhaus auftritt, zeigt das nur, dass galliger Humor in der Toblerone-Republik nach wie vor en vogue ist. Und der von Hazel Brugger ist ganz besonders gallig.

Am 2. November herrscht dann wieder kultureller Alltag. Das heißt: nicht ganz. Denn da treten in der Olympiahalle ein paar Musiker auf, die sich Queen nennen, obwohl sie ihre Königin eigentlich längst an Allerheiligen auf dem Friedhof beweinen könnten. Es sei dieses Konzert vor allem jenen jüngeren Freunden gehobener Popmusik anempfohlen, die mit dem Namen Freddy Mercury, dem einstigen Sänger von Queen, nichts mehr anfangen können. Damit sie hören, wie groß Rockmusik wirklich sein kann. Noch kurz in eigener Sache: Es sei kundgetan, dass die SZ-Band Deadline am Samstag, 25. November, im Tollwood-Weltsalon auftritt. Auch mit einem Song von Queen.

© SZ vom 30.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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