Vorschlag-Hammer:Welch eine Courage 

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Das stimmt einen dann doch ein bisschen nachdenklich. Hatte man nicht erst unlängst seinen 30. Geburtstag dort gefeiert, in der Drehleier. Jetzt ist wieder Mal eine Premiere in der Drehleier, die längst schon an der Rosenheimer Straße liegt. "Gämsendämmerung - das Bavarical" heißt das gute Stück

Von Karl Forster

Das stimmt einen dann doch ein bisschen nachdenklich. Hatte man nicht erst unlängst seinen 30. Geburtstag dort gefeiert, in der Drehleier, bei und mit dieser grandios unsinnigen Vorstadtsause "Varieté Spectaculum"? Nun ja, damals war diese liebenswerte Kleinkunstkneipe noch an der Balanstraße zu Hause (und "zu Hause" schrieb man noch klein und zusammen, also "zuhause"). Die Margit, die damals als erotisches Knallbonbon aus dem Käfig gesprungen ist, hat später einen wunderbaren Trödelladen aufgemacht in der Fraunhoferstraße, der nun auch so nicht mehr ist.

Ab und zu hört man noch was über drei Ecken vom Strixner Rainer, eigentlich künstlerischer Holzverarbeiter, damals auf der Bühne Legende als Quasimodo. Und natürlich Werner Winkler, der Impresario des Ladens und als solcher natürlich auch dessen Seele. Jetzt hat er wieder Mal Premiere in der Drehleier, die längst schon an der Rosenheimer Straße liegt. "Gämsendämmerung - das Bavarical" heißt das gute Stück. Am Mittwoch, 20.30 geht's los. Toi toi toi, der Spectaculum-Geburtstag ist gut vier Dezennien her, den Charme aber hat Werner Winkler über die Zeit und den Umzug gerettet.

Es sind noch zwei Termine anstehend, die, der eine mehr, der andere weniger, in die Vergangenheit verweisen. Der mit mehr eigentlich nur des Titels wegen, der heißt "Die Blockflöte des Todes", und dahinter verbirgt sich ein fabelhaft komisches Geflecht an Musikern um den Irrsinnsgitarristen Matthias Schrei aus Berlin, das am Montag von 20 Uhr an die Besucher des Volkstheaters beglücken wird. Was die Vergangenheit angeht, so erinnert jedwede Erwähnung der Blockflöte an eine erste Angebetete, die diese so innig zu spielen wusste, dass man ihr Alter von fünf Jahren fast völlig vergaß. Ist übrigens nix draus geworden. Und jedesmal, wenn ich die Kombination von "Mutter Courage und ihre Kinder" und "Kammerspiele" lese, denke ich an die wunderbare Therese Giehse und ihre Courage in der Mutter Courage. Auch am Montag dortselbst wieder in neuer Form. Ist halt schwer, gegen ein Denkmal anzuspielen.

Ganz im Hier und Jetzt ist "Die Anstalt" zu Hause, dieses aus einem normal guten Kabarettabend in der neuen Besetzung zum einzigartigen, fantastisch recherchierten politischen Demaskierungstheater gewachsenen TV-Ereignis. Öffentliche Generalprobe: Montag, 20 Uhr, Arri-Studios, Türkenstraße 95.

© SZ vom 07.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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