Vorschlag-Hammer:Weck mich auf, wenn der Januar beginnt

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Am liebsten wäre es mir, den seligen Dezemberschlaf zu schlafen und erst im Januar wieder aufzuwachen. "Wake Me Up When December Ends", wie die Jux-Punker Green Day singen. Okay, okay, der geneigte Pop-Kenner wird an dieser Stelle protestieren, völlig zu Recht, denn der Song aus dem Jahr 2005 kreist natürlich um den September, nicht den Dezember

Kolumne Von Bernhard Blöchl

Der späte Dezember ist die Helene Fischer im Jahreszirkus. Atemlos. Bieder. Alles gesagt. Vergessen wir ihn. Am liebsten wäre es mir ohnehin, den seligen Dezemberschlaf zu schlafen und erst im Januar wieder aufzuwachen. "Wake Me Up When December Ends", wie die Jux-Punker Green Day singen. Okay, okay, der geneigte Pop-Kenner wird an dieser Stelle protestieren, völlig zu Recht, denn der Song aus dem Jahr 2005 kreist natürlich um den September, nicht den Dezember. Übersetzungsfehler sind den Machern des Musicals nicht zu wünschen, das am 12. und 13. Januar in der Tonhalle gastiert und die Gruppe um Billie Joe Armstrong feiert: Green Day's American Idiot heißt die 2010 in New York uraufgeführte Broadway-Produktion, die das Amerika-kritische und mit einem Grammy ausgezeichnete Konzeptalbum von 2004 auf die Bühne bringt und nun durch Deutschland tourt. Dass Songs wie "Wake Me Up When September Ends" auf Deutsch erklingen werden, es also tönen wird: "Weck mich auf, wenn der Herbst beginnt", dürfte eine Herausforderung für die Fans werden, milde gesagt. Aber bleiben wir optimistisch.

Januar also, du Käptn Peng im Jahreszirkus. Frisch. Überraschend. Im besten Sinne fordernd. Wenn Feuerzangenbowlen-Kessel erkaltet und gute Vorsätze schnell vergessen sind, schießt die zarte Pflanze Kultur wieder aus dem frostig verkrusteten Boden. Ich persönlich freue mich auf die Lesung von Verena Roßbacher am 10. Januar im Literaturhaus. Nicht nur, weil der neue Roman der Österreicherin den Namen meines Katers im Titel trägt (und mir der Titel in seiner Ganzheit aus dem Herzen spricht): "Ich war Diener im Hause Hobbs". Ich mag die von einem jungen Butler erzählte Detektivgeschichte vor allem wegen Roßbachers Lust am Fabulieren und wegen des wunderbaren ersten Satzes: "Es war ein schlampiger Tag." Vorfreude schüren auch der seltene München-Besuch der Autorinnenkollegin Melanie Raabe ("Der Schatten", 24. Januar, Isarflimmern) und die Konzerte der Pop-Feingeister Jens Friebe (13. Januar, Kranhalle) und Tom Odell (22. Januar, Tonhalle).

Und für den wahrscheinlichen Fall, dass die Winterschlafgötter meinen oben formulierten Wunsch ignorieren (weil sie auf der Weihnachtsfeier angetrunken mit den Winterschlafgöttinnen flirten), sei abschließend doch noch ein akuter Tipp in des Lesers Hirn geflötet: Das City-Kino zeigt an Heiligabend sechs Filme, die offiziell erst in ein paar Tagen oder Wochen anlaufen, zum Beispiel den Cannes-Gewinner Shoplifters. Und bei Wolf Haas im Volkstheater (28., 29. Dezember) sehen wir uns ja eh.

© SZ vom 22.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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