Vorschlag-Hammer:Tiefe Verbeugung

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Liana Issakadse, eine der großen Geigerinnen unserer Zeit, feiert ihren Siebzigsten im Herkulessaal

Von Harald Eggebrecht

Auch die größten Heldinnen und Helden werden älter und mit ihnen der Teil des Publikums, der von Beginn ihrer Weltkarrieren an dabei war. Wunderkinder überwinden, wenn sie Glück, gute Nerven und klaren Verstand haben, die Probleme der Pubertät und lösen dann auf der ganzen Welt all das ein, was sie als Höchstbegabungen versprachen. Sie werden auch Professoren und unterrichten nun selbst kleine Rubinsteine, Heifetze, Feuermänner oder Primroses.

Ein paar gibt es, deren riesiges Talent schon vor dem Zweiten Weltkrieg auffiel, und die danach weltweit reüssierten. Zwei sind so etwas wie Wunderalte geworden, weil ihre Energie, ihr unverwechselbares Charisma und ihr Humor unerschöpflich zu sein scheinen. So trat im vergangenen Sommer dieses Jahres beim Festival de Pâques in Aix en Provence der 94 Jahre alte Ivry Gitlis auf, der größte Farbzauberer auf der Geige. Der Meister kam mit der schönen jungen Pianistin Khatia Buniatishvili und spielte drei Stücke von Fritz Kreisler und eins von Theresa von Paradies. Er stützte die Schnecke seiner Violine auf ein kleines Stativ, damit er die Stradivari nicht halten musste. Es war magisch, verwehte Klänge aus einer anderen Zeit, und doch pure Gegenwart. Auch Ida Haendel, legendäre Feuergeigerin und kurz vor neunzig, gibt Meisterkurse, da steht sie vor den Studenten, klein, zierlich und glühend vor Intensität.

Eine der großen Geigerinnen unserer Zeit, einst Schülerin von David Oistrach, auch langjährige Leiterin des Georgischen Kammerorchesters, feiert ihren Siebzigsten am Donnerstag (22. 12.) im Herkulessaal, die mitreißende, elektrisierende, vor rhythmischem Temperament brennende und musikalischem Geist sprühende Liana Issakadse. Da muss man hin!

© SZ vom 17.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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