Vorschlag-Hammer:Show oder Demo

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Wenn der Meister noch jung ist, zeigt er den Studenten, dass er alles besser spielen kann als sie. Ist er älter, spielt er nur noch die langsamen Sätze vor, und wenn er richtig alt ist, dann erzählt den Kursteilnehmern und dem Publikum, wie gut er früher gespielt hat. So beantwortete der Cellist János Starker die Frage, was ein Meisterkurs ist

Kolumne Von Harald Eggebrecht

Was ist ein Meisterkurs? Diese Frage pflegte der legendäre ungaroamerikanische Cellomeister János Starker auf unnachahmlich lakonisch-sarkastische Art so zu beantworten: Wenn der Meister noch jung ist, zeigt er den Studenten, dass er alles besser spielen kann als sie. Ist er älter, spielt er nur noch die langsamen Sätze vor, und wenn er richtig alt ist, dann erzählt den Kursteilnehmern und dem Publikum, wie gut er früher gespielt hat.

Wie bei solchen Anekdoten üblich steckt ein wahrer Kern darin. Es gibt etliche, die alles, was sie beim Studenten bemängeln, vorspielen. Ihnen geht es weniger um die trocken-objektive Demonstration einer musikalischen oder technischen Schwierigkeit als vielmehr um Selbstpräsentation. Andere spielen nur vor, um kritische Anmerkungen klanglich zu verdeutlichen. Einige verzichten total auf das Vorspiel und versuchen nur im Gespräch die Probleme der Studenten zu lösen, zeichnen Fingersätze in die Noten ein und greifen nur selten zum Instrument, um kurz nachzuprüfen, ob sie mit ihrem Rat richtig liegen.

Natürlich macht es den Zuhörern Spaß, den Meisterauftritten gewürzt mit der witzigen Kritik an den Bemühungen der Schüler zu folgen. Das gleicht dann mehr einer Showveranstaltung. Anders aber ist es, wenn ein junger Meister wie der phänomenale Geiger Augustin Hadelich sachlich sich den Schwierigkeiten etwa des vertrackten Schumann-Violinkonzerts widmet und ganz darin aufgeht, den Schülern bei der Bewältigung von Problemen zu helfen, ohne ihnen eigene ästhetische Vorstellungen aufzwingen zu wollen.

Wie dem auch sei: Igor Levit setzt im Prinzregententheater seinen Beethoven-Sonaten-Zyklus fort (16. Dezember), die Wiener Philharmoniker bieten im Gasteig unter Riccardo Muti Mozart und Bruckner (17. Dezember), Pianist Denis Matsuev spielt Beethoven, Rachmaninow und Tschaikowsky im Gasteig (18. Dezember) und Sol Gabetta präsentiert Mieczyslaw Weinbergs Cellokonzert im Gasteig (19. Dezember).

© SZ vom 15.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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