Vorschlag-Hammer:Mit der Zeit

Auf der Berlinale konnte man in zwei Filmen auf ganz unterschiedliche Weise erleben, wie Kunst und Wahrnehmung verknüpft sind

Von Harald Eggebrecht

Das Geheimnis in der Musik und anderen Aufführungskünsten bis hin zur Zirkusnummer liegt im kategorialen Unterschied zwischen gemessener und erlebter Zeit. Das gilt auch für den Film, auf der heute zu Ende gehenden Berlinale schön zu erfahren. Bei "Ein Kuss von Béatrice" mit Catherine Deneuve ist die Erlebnislust schon nach 30 Minuten physikalischer Zeit im Geplapper erschöpft, der Rest langweilt. Der Stummfilm "Algol. Tragödie der Macht" aber von Hans Werckmeister, 1920 entstanden, zieht einen so hinein in die düstere Vision vom Perpetuum Mobile als Machtmaschine, dass nurmehr die Zeit des Films herrscht. Verstärkt wird das durch den Pianisten Stephen Horne, dessen musikalische Improvisationskraft den Film, seine bedrohliche Geschichte und die Protagonisten, allen voran Emil Jannings, erregend dynamisiert und mitstrukturiert. Der große französische Filmpionier Abel Gance hat daher zurecht davon gesprochen, Film sei "Musik aus Licht".

Violinfans müssen zu Julia Fischer und Ana Chumachenco mit dem BR-Kammerorchester ins Prinzregententheater (19. 2., 11 Uhr); Cellofreunde zu Maximilian Hornung und Paul Rivinius im Max-Joseph-Saal (19. 2., 19.30 Uhr). Klavierfexe streben zu Marc-André Hamelin und Kirill Petrenko ins Nationaltheater (20./ 21. 2.). Allein spielt Hamelin im Herkulessaal (24. 2.). Daniel Barenboim bietet in der Philharmonie Schubert-Sonaten (20./ 22. 2.). Quartett-Aficionados sind natürlich beim Artemis-Quartett im Prinzregententheater (20. 2.).

© SZ vom 18.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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