Vorschlag-Hammer:Immer in Bewegung bleiben

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Im Frühling will man in Bewegung sein, will wegfahren, den unbekannten Flecken der Welt das Du anbieten. Wenn das nicht geht, helfen Bücher. Für Roadnovels begeistere ich mich seit jeher. Zuletzt geballt

Kolumne Von Bernhard Blöchl

Eigentlich, das signalisiert mir der unverschämt blaue Himmel hinter dem Fenster, sollte ich im Auto sitzen, den Arm aus dem Fenster hängend, den Fahrtwind schneidend, ein dämliches Grinsen im Gesicht. Stattdessen fokussiert sich der Weitblick auf die Bauma, diese am 8. April beginnende Übermesse in Riem, und ich habe den von Ihnen schweigend eingeforderten Vorschlag-Hammer zu schreiben. Im Büro, im 16. Stock. Dabei will man im Frühling lieber in Bewegung sein, will wegfahren, den unbekannten Flecken der Welt das Du anbieten. Wenn das nicht geht, dann helfen Bücher.

Für Roadnovels habe ich nicht erst ein Herz, seit ich selbst eine geschrieben habe ("Im Regen erwartet niemand, dass dir die Sonne aus dem Hintern scheint"); seit jeher begeistere ich mich für Romane dieser Gattung. Zuletzt geballt, das reicht von Lucy Fricke ("Töchter") und Wolf Haas ("Junger Mann") über Lea Coplin ("Nichts zu verlieren. Außer uns.") bis hin zu Vea Kaiser. In "Rückwärtswalzer" schickt die auf weit verästelte Familiengeschichten spezialisierte Wienerin einen jungen Mann und seine Tanten in einem Fiat Panda von Liesing nach Montenegro. Auch dabei: die tiefgefrorene Leiche von Onkel Willi. Wer Vea Kaiser bei "Gottschalk liest?" verpasst hat, kann sie und ihre Freude am Fabulieren live erleben (zum Beispiel am 8. Mai in Ebersberg oder am 5. August in München). Zu einer Reise nach Apulien und ebenfalls in die Vergangenheit ihrer Protagonisten verführt die Münchnerin Anika Landsteiner in ihrem Debütroman "Mein italienischer Vater". Wie sie in Süditalien recherchiert hat, berichtet die Autorin bei ihrem literarischen Heimspiel am Dienstag, 9. April, 19 Uhr, im lauschigen Café Blá, der isländischen Oase in der Au (probieren Sie dort mal die Waffeln mit Lachs!). Von seinen Erfahrungen in Asien erzählt wiederum Stephan Orth bei der Lesung aus seinem Buch "Couchsurfing in China. Durch die Wohnzimmer der neuen Supermacht" (11. April, 19.30 Uhr, Arabella Buchhandlung).

Immer in Bewegung bleiben, das ist das Ziel für die Freiluftsaison. Daheimbleiber haben immerhin ein Schiff in der Stadt, und wer die Alte Utting, diesen brückenschlagenden Begegnungshafen in Sendling, noch nicht kennt, dem sei der Auftritt des Kabarettisten Thomas Steierer ("Der urbane Dorfdepp") ebenda empfohlen (16. April, 20 Uhr). Und von 14. April an setzt sich ein neues Fortbewegungsmittel in München, nun ja, in Bewegung: Im Riesenrad Hi-Sky im Werksviertel, in fast 80 Metern Höhe, lässt es sich bestimmt prima vom Abhauen träumen.

© SZ vom 05.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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