Vorschlag-Hammer:Eini, ummi, aufi, owe

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Warum nennt der Münchner seine Stadt München, der Nichtmünchner aber "Minga"?

Kolumne von Karl Forster

Neulich gab's wieder einmal eine Grundsatzdiskussion: Wie bayerisch oder bairisch München noch sei, so ungefähr lautete das Generalthema. Und man mäanderte zwischen der perfekt vorgetragenen Kopie von Ansagen einheimischer U-Bahnchauffeure ("nächstrhltsndlgrtoa") und der Grundsatzfrage, warum der Münchner seine Stadt München, der Nichtmünchner aber "Minga" nenne; mit der Tangente, ob es, von außen betrachtet, "auf Minga eini", "ummi", "aufi" oder "owe" heiße. Man fand, wie immer, keinen Konsens, weil vorher der Wein aus und die Köpfe voll waren. Der Abend aber sei Anlass genug, nachzuschauen, was das Leben der Stadt an einheimischer Kultur eigentlich zu bieten habe. Und siehe: Es hat.

Erleichtert wird dies durch die Tatsache, dass gerade die Volksmusiktage im Theater im Fraunhofer stattfinden. Am Donnerstag, 17. Januar, geht es mit der namensgleichen Saitenmusik noch querbeet durch Europas musikalische Identitäten, aber schon tags darauf wird's so schön bairisch mit den Drei Haxn, dass jedem Einheimischen das Herz aufgeht und - angesichts des Titels "Mehr Fleisch" der Magen dazu. Nicht nur, weil Michael Well ein Drittel des Trios ist, nicht nur, weil Anni Preuß hörbar aus Passau stammt, nicht nur, weil Claudia Pichler den SZ-Lesern bekannt ist als Frau Doktor Polt (sie hat über dessen Humor promoviert, das geht wirklich), sondern weil die drei neben ihren musikalisch performativen Schmuckstücken die oberste Prämisse bajuwarischen Kulturlebens zum Zentrum ihres Tuns machen: Spaß an der Freud, egal, wie's klingt.

Bayerisch sind auch Carl Orffs Carmina Burana, sie entstammen der Benediktinerabtei Benediktbeuern, gelten aber, dank der Aufführungs-Frequenz, manchem Liebhaber als heimliche Hymne der Stadt (weil für sie München und Hofbräuhaus wie abgestandenes Bier schmeckt). Die Carmina stehen nebst anderem an diesem Mittwoch in der Philharmonie auf dem Programm, Heiko Matthias Förster dirigiert die königlichen Prager Philharmoniker und den Münchner Motettenchor.

Ohne jeden Anschlussgedanken sei hier der rein sprachlichen Verwandtschaft wegen auch der Österreicher Josef Hader erwähnt, der am Freitag in der Germeringer Stadthalle mit "Hader spielt Hader" eine Art Best-Of-Programm präsentiert. Astrein bairisch aber ist der Musiker mit dem englischen Namen William Wetsox, der am Samstagabend im Giesinger Antons seine nassen Bluessocken aufhängt. Und als ein bairisches Kulturdenkmal gilt mittlerweile Josef Vilsmaiers Film Herbstmilch, der, ebenfalls am Samstag, im BR-Fernsehen läuft. Auf dem Weg zu diesem Status befindet sich die Revue Ekzem Homo mit Gerhard Polt und den Well-Brüdern (Sonntag in der Kammer 1) - angeblich ein letztes Mal.

Übrigens: Derzeit gibt die Iberl-Bühne in Solln das Stück D'Kua keiwed. Das legt den Gedanken nahe, man könnte auch "nach Minga hintre" fahren. Das nur so zum Nachdenken.

© SZ vom 16.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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