Vorschlag-Hammer:Die doppelte Christiane

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Ich habe noch nie eine Oper inszeniert und bin auch völlig ungeeignet, eine Oper zu inszenieren. Ich komme nämlich mit den auf sieben Minuten lange Arien ausgedehnten Gefühlen nicht gut klar, da kann ich keine inszenatorischen Visionen entwickeln

Kolumne von Christiane Lutz

Vor einigen Jahren bekam ich über Facebook eine Nachricht eines mir unbekannten Menschen, in der er mich überschwänglich zu meiner wunderbaren Operninszenierung beglückwünschte. Danke, schrieb ich zurück, das sei sehr reizend, und ich wäre wirklich gerührt von seiner netten Nachricht, mit dem kleinen Fehler, dass ich noch nie eine Oper inszeniert hätte und vermutlich auch völlig ungeeignet sei, eine Oper zu inszenieren. Ich komme nämlich mit den auf sieben Minuten lange Arien ausgedehnten Gefühlen nicht gut klar, da kann ich keine inszenatorischen Visionen entwickeln. Zudem kommt das kleine Detail, dass ich mich mit Sprechtheater wesentlich besser auskenne als mit Opern, aber keine Zeit für Opernnachhilfe habe, weil ich ja so oft ins Theater gehe.

Am Donnerstag, 22. November, zum Beispiel in die Kammerspiele zu Zwei Krawatten, ein Stück des jüdisch-russisch-britischen Komponisten Mischa Spoliansky. Da steht eine wilde Mischung Münchner und bayerischer Künstler auf der Bühne: Stefan Murr und Brigitte Bayer, das Jewish Chamber Orchestra Munich begleitet die "Musikrevue", der Münchner Kneipenchor tritt auf und Maxi Pongratz von Kofelgschroa schaut auch vorbei. Die Produktion ist Teil einer Benefizreihe, die zugunsten des Kulturraums München stattfindet. Ein Verein, der Münchner unterstützt, die sich Kultur nicht leisten können. Eine feine Sache. Dann gibt es kommende Woche noch eine neue Arbeit von Kommando Pninim zu sehen: Abschlussball der großen Erzählungen (Montag, 26., und Dienstag, 27. November, 20.15 Uhr, Milla). Die noch junge Münchner Performance-Gruppe beschäftigt sich gern mit politischen Themen, so watschten sie in "100 Tage Great Again" zum Beispiel Donald Trump ab. Diesmal sind drei Jazz-Musiker dabei, wenn das Kommando sich den großen Erzählungen (Genaueres wollen sie nicht verraten) widmet. Sie macht zwar kein Sprechtheater, aber im Theater tritt die großartige, aber hierzulande viel zu unbekannte Sängerin Julia Holter auf (3. Dezember, 21 Uhr, Kammerspiele).

Ich fand nach der Glückwunsch-Nachricht auf Facebook damals übrigens heraus, dass es eine Opernregisseurin namens Christiane Lutz gibt. Das ist sehr lustig, denn auch wenn ich keine Opern inszeniere, so beschäftigen wir uns doch beide beruflich mit dem Theater. Wir könnten uns also ferner sein. Diese Christiane Lutz ist eine sehr umtriebige und erfolgreiche Künstlerin. Gerade erst hat sie Manon von Jules Massenet am Salzburger Landestheater inszeniert (läuft noch). Nebenbei ist sie mit dem berühmten Sänger Jonas Kaufmann liiert. Diese Tatsache bringt meine Kollegen immer wieder zum Kichern, manchmal fordern sie mich auf, dem Jonas schöne Grüße auszurichten. Also, lieber Jonas Kaufmann, schöne Grüße!

© SZ vom 21.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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