Vorschlag-Hammer:Der verdammt Beste

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Jackson Browne kommt am Dienstag aufs Tollwood-Festival. Wie viele bekannte Gesichter von früher ich da sehen werde, Musikerkollegen, die an seinem wunderbarem Sound gescheitert waren?

Von Karl Forster

Der Begriff ist etwas aus der Mode gerutscht: Westcoast-Sound. Vielleicht liegt es daran, dass auch vor der Musik die Globalisierung nicht Halt macht. Studioarbeit in Paris, Masterband in New York, letzte Hand dann in Los Angeles. Früher war da eben nur Los Angeles. Oder San Francisco, oder alles dazwischen und daneben von Morrow Bay bis San Diego. Und von dort kam ein Klang, der - bei aller Unterschiedlichkeit der Bands und Musiker - eines hatte: ein gewisses luftiges Schweben, das selbst dem traurigsten Liebeslied noch einen positiven Touch gab. Wir haben damals in den Siebzigern und Achtzigern oft versucht, diese Lieder nachzuspielen. Die Harmonien waren ja nicht so kompliziert (bis auf die Songs von Bruce Hornsby). Doch es war wie verhext: Alles klang so erdenschwer, ja: so deutsch. An die Lieder von Jackson Browne trauten wir uns damals gar nicht heran. Das kam dann erst später.

Der Mann aus Los Angeles County, übrigens in Heidelberg geboren, kommt nun also an diesem Dienstag auf das Tollwood-Festival. Wie viele bekannte Gesichter von früher ich da sehen werde, Musikerkollegen, die an Brownes wunderbarem Sound gescheitert waren? Der Mann, den David Crosby schon vor Jahrzehnten als den "verdammt besten Songwriter im heutigen Amerika" bezeichnet hat, wird sich am Schluss des sicherlich grandiosen Abends an den Flügel begeben, ein paar Harmonien rund um G-Dur klimpern und dann eines seiner schönsten Lieder singen: "The Load Out". Da geht es darum, dass er gerne weiterspielen würde, auch wenn das Konzert schon aus ist und die Roadies, diese schlecht bezahlten Engel, die Anlage abbauen. Es geht um die Eintönigkeit des Tour-Geschäfts, um ewig gleiche Hotels, egal ob in Chicago oder in Detroit. Und endet in einem fröhlichen "Stay (a little bit longer)", welches ursprünglich mit David Lindleys wunderbarer Falsettstimme angereichert wurde. Normalerweise ist das - bitte keine blöden Bemerkungen über Größenwahn und so - auch das Schlusslied unserer SZ-Redaktionsband Deadline, weil ich schon immer davon geträumt habe, ein ganz kleines bisschen wie Jackson Browne Klavier spielen zu können. Am kommenden Sonntagnachmittag vor dem Andechser Zelt aber werden wir uns hüten, wenige Tage nach dem Original das Cover auf die Setlist zu setzen. Da würde mancher merken, wie weit München von der Westcoast und unsereins von Jackson Browne entfernt ist. Wohl Lichtjahre.

Ein ganz anderes Thema zum Schluss: Als Franz Josef Strauß 1988 starb, war ich gerade beim Segeln in Griechenland. Anlässlich seines Geburtstags vor 100 Jahren gibt es nun viele Veranstaltungen in memoriam. Eine amüsante ist die am Dienstag um 16 Uhr im Stadtmuseum mit dem Fotografen Heinz Gebhardt, einem Mann, der es wie kein zweiter versteht, Bayerisches mit Liebe und trotzdem mit Distanz abzulichten. Weniger Distanz zur Ära und Person FJS darf ich bei den Herren Godel Rosenberg und Peter Gauweiler vermuten, ohne sie damit zu beleidigen. Rosenberg, ein Dezennium lang Pressesprecher der CSU, und Gauweiler, damals noch mehr als heute der schwarze Polterer vom Dienst, blicken am Dienstag, 18 Uhr, im Konferenzzentrum der Hanns Seidel Stiftung zurück auf ihr Idol.

Apropos Schwarz: Als Amerikas CSU-Pendant, die Republikaner, im letzten Bush-Wahlkampf Jackson Brownes "Running On Empty" als Werbesong nutzten, verklagte er sie auf Schadensersatz. Mit Erfolg. Er mag sie halt nicht.

© SZ vom 30.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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