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Finanzgarten-Träumer und Freunde der Paketposthalle müssen sich damit abfinden, dass der Konzertsaal nun in den Münchner Osten kommt

Von Harald Eggebrecht

Wie zu erwarten, hat die Entscheidung , auf dem ehemaligen Pfanni-Gelände hinterm Ostbahnhof den neuen Konzertsaal zu bauen, keineswegs nur Jubel erzeugt. Diejenigen, die vom Finanzgarten geträumt haben wie Friedrich Wilhelm Graf in der FAZ, aber auch, wie er freimütig bekennt, Maestro Mariss Jansons, müssen sich nun daran gewöhnen, dass der Münchner Osten zum Musikzentrum werden wird. Diejenigen mit der Idee einer "Cité de la musique" unter dem Riesenbetondach der alten Paketposthalle hinterm Hauptbahnhof werden traurig sein. Aber nur Mut, sie sollten nicht aufgeben, denn die Hochschule für Musik und Theater sollte man unbedingt vom braun verseuchten alten NSDAP-Parteigebäude an der Arcisstraße und seiner völligen Unzulänglichkeit für einen modernen Hochschulbetrieb befreien. Also doch eine Cité de la musique in die Paketposthalle, die der Ausbildung, der Jugend, auch anderen Musikschulen gewidmet wäre! Dafür braucht man eine variable Vielzahl von Sälen. Und die müssten rund um die Uhr bespielt werden!

Zurück zum Ostbahnhof: Dass die so genannte Klassische Musik dort nicht automatisch nur als Repräsentationskultur für bessere Stände missverstanden wird, dafür sollte der Neubau ein schönes Beispiel sein. Daher darf es keine Minimallösung geben - nur einen Saal vor allem für die BR-Klangkörper. Nein, ein großer Probensaal muss her, ein Kammermusiksaal mit mindestens 800 Plätzen, Probenräume et cetera. Keine eigene Intendanz für das neue Konzerthaus - auch da sollte das letzte Wort noch nicht gefallen sein. Übrigens: Im Zentrum steht jener Saal, der historisch, musikalisch, akustisch der bedeutendste ist, das Odeon, der ideale Kammermusiksaal. Wann endlich gibt das Innenministerium den unter dubiosen Nachkriegsumständen okkupierten einmaligen Raum zum Wiederaufbau frei für seine wahre Bestimmung, die Musik? Er ist, wie schon oft gesagt, ein Geschenk Ludwigs I. ans Bayerische Volk.

Bis dahin auf (13. 12., 11 Uhr) ins Prinzregententheater zur famosen Pianistin Lise de la Salle und dem BR-Kammerorchester, am Montag (14. 12.) in den Herkulessaal zum König der Blockflöte, Maurice Steger, oder in den Gasteig zum Wunderknaben Daniil Trifonov, der bei den Philharmonikern unter Valery Gergiev Rachmaninow spielen wird (auch 15. 12.).

© SZ vom 12.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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