Vorschlag-Hammer:Biergartenwetter

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Dass die Beliebtheit von Freiluftkonzerten auch mit jener Lust am lauen Sommerabend zu tun hat, liegt auf der Hand. Man muss nicht allabendlich ausschließlich im Biergarten vor der Mass hocken

Von Harald Eggebrecht

Wer an schönen milden Sommerabenden die Wahl hat zwischen Konzertsaal und Biergarten, wird wohl letzterem zuneigen. Schließlich sind solche Abende trotz merklichem Klimawandel weiterhin in diesen Landen eher selten. Da sitzen wir also vergnügt und hören mit Schaudern aus dem Munde einer eleganten Spanierin, dass es derzeit in Andalusien über vierzig Grad heiß ist, und alle Menschen nurmehr leiden. Und wie sehr sie nun die Münchner Abendkühle genießen würde als pure Erholung.

Dass die Beliebtheit von Freiluftkonzerten auch mit jener Lust am lauen Sommerabend zu tun hat, liegt auf der Hand. Man muss nicht allabendlich ausschließlich im Biergarten vor der Mass hocken. Also strömen Tausende vor die Feldherrenhalle und lassen sich vom BR-Symphonieorchester (15.7.) und den Münchner Philharmonikern (16.7.) aufspielen. Dass es akustisch sehr unbefriedigend zugeht, stört die wenigsten. Wer es intimer mag, pilgert in den Brunnenhof der Residenz und bekommt alles Mögliche zwischen Vivaldi und Justus Frantz. Die Akustik ist besser, hier muss nichts verstärkt werden.

Aber wenn Musik mehr sein soll als ein netter Abendzeitvertreib bei sommerlichen Temperaturen, dann bleibt nichts anderes übrig, als doch in die "heil'gen Hallen" zu gehen: etwa ins Nationaltheater, wo die Opernfestspiele in vollem Gange sind mit Stars aller Arten. Am Montag (17.7.) gibt es einen Höhepunkt, wenn der große Christian Gerhaher mit dem Pianisten Gerold Huber und dem Schauspieler Ulrich Tukur die "schöne Magelone" von Johannes Brahms vorträgt. Einen Tag zuvor (16.7.) kümmert sich Kirill Petrenko, der München leider in absehbarer Zeit in Richtung Berlin zu den dortigen Philharmonikern verlassen wird, um die Orchesterakademie des Bayerischen Staatsorchesters und wird im Prinzregententheater die jungen Nachwuchsmusiker sicher in hellste Begeisterung versetzen und das Publikum gleich mit. Beide Konzerte, das ist zu befürchten, dürften so gut wie ausverkauft sein. Wer sein Ohr am Puls der Zeit haben will, sollte keinesfalls den Dienstagabend (18.7.) im Orff-Zentrum in der Kaulbachstraße versäumen. Da wird der 70. Geburtstag des Komponisten Peter Michael Hamel gefeiert. Er spielt selbst Klavier, spricht über sich und seine Musik. Der Pianist Volker Banfield ist auch dabei. Die aber, die wissen wollen, was die Musikstudierenden treiben, sollten in die Musikhochschule gehen zu den täglichen Prüfungskonzerten; der Eintritt ist frei.

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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