Vorschlag-Hammer:Ausgelöscht

Lesezeit: 1 min

André Müller ist als Interviewer für mich ein großes Vorbild - im La Cantina sind seine Gespräche noch einmal nachzuerleben

Von Karl Forster

Es bricht mir wahrlich kein Zacken aus der Krone, wenn ich zugebe, dass der vor vier Jahren verstorbene Kollege André Müller als Interviewer, oder besser: als Gesprächsführer ein großes Vorbild für mich ist. Ein unerreichbares noch dazu, weil wohl weder Thomas Bernhard noch Ernst Jünger mit mir reden wollen. Und jetzt ist es zu spät für sie. Müllers Gespräche mit diesen beiden und noch mehr (auch das legendäre mit Claus Peymann) sind jetzt am Freitagabend live zu hören im La Cantina bei der "Kunst des Interviews" mit den Leseprofis Ursula Berlinghof, Wolfgang Hartmann und Martin Pfisterer.

Ich hätte da fast ein Gespräch anzubieten, das, zumindest meinen Partner betreffend, in ähnlicher Liga gespielt hat: Vor sehr vielen Jahren spazierte ich mit Michael Ende um den viertelten Ammersee, um mit ihm über seinen "Goggolori" zu reden, jenen Kobold, der damals sich anschickte, in der ihm gewidmeten Oper von Wilfried Hiller zum Titelhelden zu werden. Es war ein wunderbares Reden mit dem Mann, der Momo erfunden hatte und Fuchur, den netten Drachen und eben Goggoloris Geschichte neu in Worte zeichnete. Ein Gespräch, wie es Kollege André Müller wohl nicht viel besser hätte führen können. Voller Elan sauste ich zurück in die Redaktion, freudig erregt, denn das war schon was für einen (fast noch) jungen Journalisten: Michael Ende öffnete ihm Hirn und Herz. Doch leider war auf dem Tonbandgerät, damals natürlich mit Kassette und schwer analog, kein Wort, kein Schnauferer von Herrn Ende. Technischer Totalausfall. Es musste also mein Hirn herhalten und zeigen, was es von den Stunden am Ammersee behalten hatte.

In diese Zeit lappen noch zwei Tipps recht unterschiedlichen Inhalts: Am Freitag liest in der Stadtbibliothek Neuhausen Austrofred aus "Pferdeleberkäs", von mir empfohlen, weil er erstens ein österreichischer Popkünstler ist, zweitens jede Art von Austropop einfach großartig ist, drittens, weil er singt und aussieht wie einst Freddy Mercury und wir mit der SZ-Band Deadline gerade dessen "Crazy Thing Called Love" üben, also wissen, was es heißt, Queen zu spielen. Bei der anderen Empfehlung handelt es sich nicht um eine Lieblingsband von mir, sondern die von einer sehr, sehr guten Freundin, die leider viel zu früh verstorben ist: The Sisters of Mercy, respektive Chef Andrew Eldritch, leben noch und kommen am Samstag in die Tonhalle.

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: