Vorlesegeschichten:Gescheidhaferl

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Petra Maria Schmitt, Christian Dreller: Wo geht der Astronaut aufs Klo? Ellermann 2015. 124 Seiten, 12,99 Euro. (Foto: verlag)

Geschichten für kleine Kinder, die deren Fragen beantworten, immer passen und besonders pädagogisch besorgten Eltern gut gefallen werden.

Von Carsten Matthäus

Das ist so ein Buch, mit dem man auf gar keinen Fall etwas falsch machen kann. Schon der Untertitel passt - nach Ansicht von Eltern und Großeltern - natürlich immer: "Vorlesegeschichten für neugierige Kinder." 19 Fragen werden gestellt, die auch Erwachsene nicht ohne Spicken bei Wikipedia beantworten könnten. Wie viele Füße ein Tausendfüßler tatsächlich hat, wie man eine stinkende Sauerei auf einer Raumstation verhindert, was Katzen mit Zen-Mönchen gemeinsam haben. Solche Sachen.

Diese Fragen werden nicht einfach im Klappkarten-wer-wie-was-Stil beantwortet. Sie sind eingebettet in kleine Geschichten. Nicht selten hat die Handlung scheinbar wenig mit der gestellten Frage zu tun. Man überlegt also beim Vorlesen, warum der Streit bei einem Staffellauf gerade das Händeschütteln erklären soll. Das Kind überlegt auch und hält so lange still.

Gut ist auch, dass am Ende immer ein kluger Erwachsener - in Bayern auch als "Gscheidhaferl" bekannt - um die Ecke kommt und sein Wissen bereitwillig mit den neugierigen Kindern teilt. Kleine Zeichnungen erklären außerdem, wie beispielsweise eine Taschenlampe angeht.

Es ist dennoch ein Buch, bei dem der Vorleser inständig hofft, dass das Kind sich nicht in es verlieben möge. Mehrfach würde man das dort Geschriebene eher nicht ertragen. Das Prädikat "nett" ist für die rundgeschliffenen, kantenlosen Erzählungen noch deutlich untertrieben. Die gezeichneten Kinder und Erwachsenen sind alle süß, weißhäutig und lächeln. Keine Chance für furchterregendes Piratengepolter oder lispelnden Hasensprech. Es bleibt nur der ruhige Erzählton, wenn die Yanniks und Karlas, die Leas und Tills neugierig werden. Die Opas und Onkel lächeln wissend, wenn die Kinder ihre "schlauen" Fragen stellen. Man liest also tapfer weiter vor, während man innerlich einen Auf-schrei vorbereitet gegen übernette Kinderbücher. Und kaum hat man sich durchgerobbt bis zum sehr kindgerechten Schlusssatz eines Kapitels und will seinem Ärger endlich Luft machen, da ist das Ziel schon erreicht: Das Kind ist eingeschlafen. Alles gut. (ab 5 Jahre)

© SZ vom 07.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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