Von SZ-Autoren:Tage im November

Am 9. November 1918 stürzte die Revolution der Soldaten und Arbeiter in Berlin das kaiserliche Regime. Fast ohne Widerstand versank die alte Ordnung: Joachim Käppner versucht eine Ehrenrettung der Revolutionäre.

Es war der Tag, an dem die Freiheit zu siegen schien, endlich, nach so vielen Jahrzehnten: Am 9. November 1918 stürzte die Revolution der Soldaten und Arbeiter in Berlin das kaiserliche Regime. Fast ohne Widerstand versank die alte Ordnung, die verfeindeten Oppositionsparteien SPD und USPD einigten sich auf eine Übergangsregierung. Doch die Sozialdemokratie fürchtete die revolutionären Geister, die sie gar nicht gerufen hatte. Wenige Monate später versank Deutschland im Bürgerkrieg, mordeten rechte Freikorps, gaben die Generäle wieder den Ton an. Wie konnte es so weit kommen?

In seinem neuen Buch "1918 - Aufstand für die Freiheit" versucht Joachim Käppner, Redakteur im innenpolitischen Ressort der SZ und Historiker ("Berthold Beitz. Die Biographie"), eine Ehrenrettung der Revolutionäre. Die meuternden Matrosen von Kiel, die rebellierenden Soldaten und streikenden Arbeiter in Berlin und den Provinzen wollten gar keinen bolschewistischen Umsturz nach russischem Muster, was ihnen die Geschichtswissenschaft lange nachsagte. Das Aufbegehren in Deutschland hatte vor allem die Absicht, die alten Eliten der Kaiserzeit zu entmachten, das Militär und die Kriegstreiber von 1914.

Joachim Käppner zeichnet ein gerechteres Bild der Arbeiter und Matrosen. Er stellt viele Männer und Frauen vor, die sich für ein besseres Deutschland erhoben. Sie gehören zur, leider vernachlässigten, Geschichte seiner großen Freiheitsbewegungen.

Joachim Käppner: 1918 - Aufstand für die Freiheit. Die Revolution der Besonnenen. Piper Verlag, München 2017. 528 Seiten, 28 Euro. E-Book 24,99 Euro.

© SZ vom 27.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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