Von SZ-Autoren:Ronen Steinke über Antisemitismus

Ronen Steinke. (Foto: Alessandra Schellnegger)

In seinem neuen Buch "Terror gegen Juden" erzählt der SZ-Redakteur Ronen Steinke von antisemitischer Gewalt in Deutschland - von rechts, links und von Islamisten.

In einer Sommernacht im Jahr 2014 flogen Molotowcocktails auf die Synagoge in Wuppertal. Die Angreifer wurden gefasst, es waren drei junge Männer palästinensischer Herkunft. Vor Gericht aber zeigte der Richter Verständnis: Es gebe "keine Anhaltspunkte" für Judenfeindlichkeit. Die Brandstifter wollten, so heißt es im Urteil, lediglich "durch ihre Tat die Aufmerksamkeit auf den israelisch-palästinensischen Konflikt zur Tatzeit lenken". So gab es mildeste Strafen. Dieser Fall ist im neuen Buch des SZ-Redakteurs Ronen Steinke der Ausgangspunkt für eine Kritik: Viel zu oft lasse der Rechtsstaat Jüdinnen und Juden allein mit ihrer Bedrohtheit. "Wer eine Moschee attackieren und behaupten würde, er protestiere damit bloß gegen die Politik des türkischen Präsidenten Erdoğan, der könnte hierzulande kaum mit einem Richter rechnen, der dies als "Türkeikritik" entschuldigt." Der gelernte Jurist ist durch Deutschland gereist und erzählt von antisemitischer Gewalt von rechts, links und Islamisten - und von jüdischem Leben, das sich immer weiter hinter Mauern zurückzieht.

Ronen Steinke : Terror gegen Juden. Wie antisemitische Gewalt erstarkt und der Staat versagt - eine Anklage. Berlin Verlag 2020. 252 Seiten, 18 Euro.

© SZ vom 01.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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