Von SZ-Autoren:Alex Rühle über Europa

20 000 Kilometer, 106 Tage, 33 Grenzen, viel Kaffee, 1 Interrailticket: Alex Rühle ist einmal rund um die EU und mitten durch unsere dramatische Gegenwart gefahren, von Athen aus, immer der Frage nach: Hält das Ganze? Die EU war die wohl kühnste Erfindung der Politikgeschichte. Und ein großes Versprechen. Aber was davon wird eingelöst und kommt hier draußen an, in den Dörfern Kalabriens, an der rumänischen Donaumündung, in der Altstadt von Lissabon? Rühle hat sich quer durch alle Milieus bewegt, war bei einem Armenarzt in Athen und in den höchsten Brüsseler EU-Etagen, bei Berufsschülern in Marseille und der Bürgermeisterin von Narva, an der estnischen Grenze, mit Blick auf russische Angler. Wie kann man in Vielfalt vereint sein? Was lässt sich von den anderen lernen und was meinen die jeweils, wenn sie von der EU oder ihren Werten sprechen? Wie viele Orbáns und Melonis hält diese Konstruktion aus? Eine große Reise durch eine aufgewühlte Zeit, Tagebuch, Essay, Geschichtserzählung und weites Abenteuer: Die Sprachen. Die Landschaft. Der Frühling in den Hügeln Sloweniens. Das Mittsommernachtslicht in Nordfinnland. Und wenn Rühle nach 100 Tagen im Schwarzen Meer baden geht, will man endgültig selbst in den Zug steigen und mitten rein in die weißen Flecken der eigenen Landkarte.

Alex Rühle: "Europa, wo bist du?" DTV, München 2022. 416 Seiten, 25 Euro.

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