Antonin Artauds Roman "Heliogabal" ist harter Trash, also genau richtig für Frank Castorf. Schon dessen Untertitel dürfte den im Volksbühnen-Verlies am Berliner Rosa Luxemburg Platz residierenden Fürsten der Theater-Finsternis angesprochen haben: "Der Anarchist auf dem Thron." Eine schönere Stellenbeschreibung für sein eigenes Selbstverständnis als Regie-Extremist hätte sich Castorf selber nicht ausdenken können. Artauds von Blut, Exkrementen und Vorzeit dampfendes Splatter-Delirium kommt ihm gelegen, um seine neue Volksbühnen-Inszenierung von Friedrich Hebbels eher unbürgerlichem Trauerspiel "Judith" mit Massakern und anti-aufklärerischem Gift anzureichern. Das ist, wie immer, wenn dieser erschreckend belesene Regie-Wüstling Text-Fremdkörper in seine Inszenierungen einbaut, so nervtötend wie passgenau. Und in diesem Fall sogar eine konsequente Fortführung des Hebbel-Dramas.
Volksbühne Berlin:Glück ist ein dampfendes Blutbad
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Altmeister Frank Castorf überblendet Friedrich Hebbels Drama "Judith" mit Auszügen aus Antonin Artauds Roman "Heliogabal". Eine Höllenfahrt auf die dunkle Seite von Vernunft und Aufklärung.
Von Peter Laudenbach