Völkerkunde:Tausende Köpfe

In deutschen Völkerkundemuseen lagern Tausende menschliche Knochen und Schädel. Aktivisten und Vertreter der Herkunftsländer fordern seit langem die Rückgabe. Das Dresdener Museum hat damit begonnen.

Von Jörg Häntzschel

Alle menschlichen Gebeine, die in sächsischen Museumssammlungen liegen, sollen an die Länder und Völker zurückgegeben werden, aus denen sie stammen. Das kündigte die sächsische Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) am Montag bei der feierlichen ersten Rückgabe an. Eine Delegation aus Hawaii erhielt Gebeine zurück, die dort zwischen 1896 und 1902 aus Bestattungshöhlen geraubt und an das Dresdner Völkerkundemuseum verkauft worden waren.

In der Kolonialzeit waren Gebeine gefragte Sammel- und Forschungsobjekte. Tausende Knochen und Schädel liegen bis heute in öffentlichen Sammlungen. Aktivisten und Vertreter der Herkunftsgesellschaften fordern seit Langem, die Leichenteile müssten restituiert und bestattet werden. Diese Forderungen hat der Deutsche Museumsbund 2013 in Teilen übernommen und damit ein Umdenken bei den Museen ausgelöst. Am Dienstag etwa hat das Landesmuseum Hannover die Überreste einer indigenen Australierin restituiert. Auch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz erforscht jetzt die Herkunft von über 1000 aus der Kolonie Deutsch-Ostafrika stammenden Schädeln in ihren Sammlungen. Allerdings will man nur die zurückgeben, die von Hinrichtungsopfern der Kolonialherren stammen.

© SZ vom 25.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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