Verleihung des Deutschen Filmpreises:Pflicht-Gold für "John Rabe"

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Das Kriegsdrama "John Rabe" mit Hauptdarsteller Ulrich Tukur räumt beim Deutschen Filmpreis ab. Die Herzen der Jury aber hat ein anderer Streifen erobert.

Tobias Kniebe

Ein verwirrendes Filmjahr, in dem viele kommerzielle Rechnungen nicht ganz aufgingen, hat auch beim Deutschen Filmpreis keinen wirklich klaren Gewinner hervorgebracht. Zwar konnte Florian Gallenbergers "John Rabe" die Lola in Gold für sich verbuchen, auch Ulrich Tukur holte sich gewohnt souverän den Preis für den Besten Hauptdarsteller ab.

Andreas Dresen wurde als bester Regisseur für den Film "Wolke 9" ausgezeichnet, in dem es um Liebe im Alter geht. Hauptdarstellerin Ursula Werner gewann in der Kategorie "Weibliche Hauptrolle". (Foto: Foto: AP)

Aber das fühlte sich mehr wie Pflichterfüllung an, galt der Film über einen deutschen Geschäftsmann, der im China des Jahres 1937 zum Lebensretter wird, doch als großer Favorit.

Ansonsten wurde der Preissegen über viele verschiedene Filme und Einzelleistungen verteilt. Eine Lola in Silber gab es für Caroline Links "Im Winter ein Jahr", wo aber der nominierte Hauptdarsteller Sepp Bierbichler nicht zum Zug kam. Der große Verlierer war wieder einmal Bernd Eichinger, dessen "Baader Meinhof Komplex" ganz leer ausging.

Die Herzen der Akademie hatte ein dritter Film erobert, der das Beste aus seinen drei Nominierungen machte: "Wolke 9", Andreas Dresens Versuch einer Amour fou jenseits der sechzig, überwand alle Vorurteile, die man beim Thema Sex im Alter vermuten könnte:

Die Hauptdarstellerin Ursula Werner wurde im Saal schon stürmisch gefeiert, bevor sie die Lola in den Händen hielt, und der Regisseur Andreas Dresden durfte sich als Regie-Gewinner dafür bedanken, dass "überwältigend viele Leute ins Kino gegangen sind".

Das stimmt. Mit fast 500.000 Besuchern dürfte "Wolke 9" bei niedrigen Produktionskosten auch der profitabelste Film des Jahres gewesen sein. Der Filmpreis in Bronze machte die Ausbeute auch für die Produzenten perfekt.

Besondere Akzente setzte die Filmpreisverleihung in den Momenten, die die Routine von Bedankung und Gratulation durchbrachen: Etwa als Tukur darauf bestand, sein in China entdecktes Lieblingsrezept für geschmorte Froschkutteln vollständig vorzulesen - und nur von der Hausband gebremst werden konnte.

© SZ vom 25./26. April 2009/dmo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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