Ungarn:Karambolage

Lesezeit: 3 min

Nach 43 Jahren, am 2. Mai 1989, entfernen Grenzer die Absperrung zwischen Österreich und Ungarn. (Foto: Jean Gaumy/Magnum)

Mein Land kennt schon lange wüsten Rassismus im Alltag. Auch heute erleben Ausländer Hass an jeder Ecke.

Die Verkäuferin hinter dem Kühlregal kann nicht älter als 25 sein. Ihre kleine, weiße Schürze und ihre weiße Bluse machen ihr Aussehen nur noch netter. Ihre Augen sind himmelblau, sie lächelt die Käufer an. Sie redet nicht mit mir, sondern mit einem Mädchen, das hinter der Fleischtheke die Würste zurechtrückt. Sie sagt, sie verstehe den ganzen Aufwand gar nicht, warum schießt man nicht jeden zurück ins Wasser, der an die Küste kommen will. Das wäre das Einfachste, auch für sie wäre das besser so, denn was ist das schon für ein Leben. Die Kollegin in Gummihandschuhen murmelt etwas, nickt, ja, wäre viel besser, rein ins Wasser mit jedem, und das war's. Die blonde Frau wendet sich wieder mir zu und fragt, ob ich noch etwas möchte. Nein, danke. Ja, ich sage danke und packe die Milchflasche in meinen Einkaufssack.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: