Unesco-Kommission:Der Limes als Welterbe?

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Auf einer Strecke von 548 Kilometern zieht sich der Limes durch Deutschland. Vor fast 2000 Jahren von den Römern erbaut sollte er das Römische Reich von Germanien trennen. Nun entscheidet die Unesco über die Aufnahme in das Weltkulturerbe.

Jürgen Schmieder

Er ist nicht so lang wie die Chinesische Mauer, dafür aber viermal länger als der Hadrianswall: Der Obergermanisch-Raetische Limes. Er verläuft von Rheinrohl bei Koblenz durch die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern bis zu Eining bei Regensburg.

Teilweise schnurgerade verlief der Limes durch Deutschland. (Foto: Foto: dpa)

In der kommenden Woche kommt das Welterbe-Komitee der Unesco in Durban (Südafrika) zusammen, um über den Antrag der vier Bundesländer zu entscheiden. Die Chancen für den Grenzwall in Deutschland stehen nicht schlecht, gehört der Limes doch zu den beeindruckensten und geschichtsträchtigsten Denkmälern der Welt.

"Wir hoffen natürlich, dass der Limes aufgenommen wird", sagt der bayerische Wirtschaftsminister Thomas Goppel (CSU). Er fürchtet aber, dass es an technischen Gründen scheitern könnte. Die Unesco fördert seit wenigen Jahren Anträge aus Staaten, die noch nicht in der Liste des Welterbes vertreten sind. "Deutschland gehört mit 30 Einträgen zu den absoluten Spitzenreitern", erklärt Goppel.

Symbol für das Aufeinandertreffen

Ein Grund, der für die Aufnahme in das Welterbe spricht, ist die Epoche, in der der Limes erbaut wurde. Aus dieser Zeit sind nur wenige Bauwerke in der Welterbeliste vertreten, was dafür spricht, dass der Limes gute Chancen hat, in der kommenden Woche aufgenommen zu werden. "Der Limes symbolisiert das Aufeinandertreffen der klassischen Antike mit den Kulturen Mittel-und Nordeuropas", sagt Andreas Thiel, Geschäftsführer der deutschen Limeskommission.

Die Idee zu einem Schutzwall nämlich geht bis in das 9. Jahrhundert nach Christus zurück. Der römische Feldherr Varus hatte bei der Schlacht im Teutoburger Wald eine vernichtende Niederlage gegen den germanischen Anführer Arminius erlitten. Das Römische Reich zog sich darauf hin hinter den Rhein zurück und wollte eine wirtschaftliche und militärische Grenze zu den Germanen errichten.

Es enstand der obergermanische Limes aus Erdaufschüttungen und Palisaden, analog dazu der raetische Limes, der zusätzlich durch eine bis zu drei Meter hohe Mauer verstärkt wurde. Im Jahr 91 nach Christus hatte der römische Kaiser Domitian die Idee, eine zusammenhängende Grenzlinie zu errichten: Der Limes war geboren.

Zehn Jahre später wurde der Limes um Wachtürme erweitert, die in Sichtweite voneinander positioniert wurden. Es entstanden etwa 700 Wachtürme und 150 befestigte Kastelle, die zum Teil auch heute noch erhalten sind.

Der Limes bricht

Im 3. Jahrhundert nach Christus schließlich konzentrierten sich die militärischen Aktivitäten des Römischen Reiches eher auf orientalische Gebiete, so dass der Norden und damit der Limes vernachlässigt und Truppen abgezogen wurden. Zwischen 233 und 260 zerstöretn die Germanen und Allamannen zahlreiche Wachtürme und nahmen Kastelle ein. Die Römer zogen sich auf die linke Seite des Rheins zurück, der Limes war gebrochen.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begannen Archäologen den Limes auszugraben und neu zu vermessen. Es wurde festgestellt, dass der Limes - wenn genügend Truppen vorhanden waren - als schwer zu überwindende Friedensgrenze galt. Diese Idee spielte auch in den Planungen der Nationalsozilisten eine Rolle, die dem Bau des Westwalls zu Beginn des Zweiten Weltkrieges den Projektnamen "Limes-Programm".

Ohne Kurven durch Deutschland

Eine architektonische Besonderheit des Limes ist sein Verlauf. Während sich die Chinesische Mauer durch die Lanschaft schlängelt, verläuft der römische Grenzwall scheinbar schnurgerade. Von Walldürn bis Welzheim beispielsweise zeiht sich ein 80 Kilometer langes Teilstück wie ein Lineal durch Baden-Württemberg.

Hoffen auf Unesco

Nun hoffen die vier Bundesländer auf die Aufnahme in das Welterbe. Archäologen haben schon geplant, was bei einem erfolgreichen Abschneiden passieren soll. In Rheinland-Pfalz zum Beispiel soll ein archäologischer Park mit Amphitheater und Weinberg errichtet werden. In Hessen sind Erlebnispfade und Museen geplant.

Zuerst aber muss die Entscheidung der Kommission abgewartet werden. Mit der Aufnahme in das Welterbe würde der Limes in einer Reihe stehen mit Stonehenge, Pompeji und der Völklinger Eisenhütte bei Saarbrücken. Eine Bekanntgabe über die Aufnahme soll Ende nächster Woche stattfinden.

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