TV: The Oprah Winfrey Show:Schluss mit den Tränen

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US-Talkqueen Oprah Winfrey hört auf. Nach 25 Jahren geht 2011 ein Stück Fernsehgeschichte zu Ende. Michael Jackson und Bill Clinton waren bei Oprah zu Gast, nie ließ sie eine Frage aus.

Christina Maria Berr

Letztendlich musste es irgendwann so kommen, alles andere als ein Abgang auf dem Höhepunkt der Popularität wäre ihr unwürdig gewesen: Die US-Talkqueen Oprah Winfrey hört auf. Nach 25 Jahren will die Starmoderatorin ihre Sendung, die "Oprah Winfrey Show" 2011 beenden. Das gab ihre Produktionsfirma Harpo (rückwärts geschrieben: Oprah) bekannt.

Erfolgreiche Unternehmerin: Oprah Winfreys Jahresverdienst wird auf 275 Millionen Dollar geschätzt. (Foto: Foto: AP)

Oprah Gail Winfrey gilt als eine der einflussreichsten Talkmoderatoren der USA. Ihre legendäre Nachmittagsshow, ursprünglich unter dem Titel "AM Chicago" bei WLS-TV in Chicago produziert, wurde bald so erfolgreich, dass sie bereits ein Jahr später unter ihrem Namen landesweit ausgestrahlt wurde.

In dem Sessel ihr gegenüber nahmen fast alle Prominente aus Gesellschaft, Sport und Politik Platz: der ehemalige US-Präsident Bill Clinton und John F. Kennedy jr. aus dem Politiker-Clan, Boxlegende Mike Tyson und Filmregisseur Steven Spielberg. Gerade erst trat die ehemalige Vize-Präsidentschaftskandidatin Sarah Palin bei der 55-Jährigen auf. Palin allerdings wollte lieber über ihr neues Buch als über den ihr unliebsamen Beinaheschwiegersohn sprechen. Doch die Moderatorin, und das weiß der Gast, lässt keine Frage aus. Sie weiß, was die Nation beschäftigt, bohrt und fragt nach.

Nicht selten gibt es bei ihr erstmalige Bekenntnisse. So äußerte sich Michael Jackson bei Oprah über seine angebliche Hautkrankheit und bescherte ihr einen Quotenrekord von 62 Millionen Zuschauern, Tom Cruise bekannte seine Liebe zu Katie Holmes. Doch neben Prominenten finden in der täglichen Show bislang unbekannte Menschen Gehör, deren Schicksale gefühlreich verhandelt werden.

Immer wieder fließen dabei Tränen - auch bei der Talkqueen: Denn im Gegensatz zu deutschen Moderatoren, die mit eigenen Emotionen und Bekenntnissen zurückhaltend sind, spart Winfrey damit nicht. Sie gestand ihre Fresssucht und sexuellen Missbrauch in ihrer Kindheit. Ihre Gefühlsausbrüche sind ihr Markenzeichen. Als Barack Obama zum Präsidenten gewählt worden war, moderierte die Afroamerikanerin, die ihn selbst zuvor durchaus offen in ihrer Sendung unterstützt hatte, mit Tränen in den Augen.

Das alles soll nun am 9. September in knapp zwei Jahren ein Ende haben - zumindest auf dem bisherigen Sender ABC. Winfrey, so vermutet die New York Times, will sich offenbar stärker um ihren eigenen Sender OWN kümmern, dem es an Werbeeinnahmen mangele. Und da könnte es durchaus sein, dass ihr ein Format wie die "Oprah Winfrey Show" gelegen kommt.

Den Kanal OWN, Oprah Winfrey Network, hatte sie vor einem Jahr gegründet. Etwa zur gleichen Zeit schloss ihre Produktionsfirma einen Dreijahresvertrag mit dem renommierten Abo-Sender HBO. Winfrey sollte Filme, Dokumentationen und Serien für den Sender produzieren, hieß es damals.

Denn die Talkqueen ist auch eine erfolgreiche Unternehmerin. Ihr Jahresverdienst wird auf 275 Millionen Dollar geschätzt. Hinter Angelina Jolie landet sie auf der Forbes-Liste der einflussreichsten Prominenten auf Platz zwei. Der Erfolg soll wohl nach Winfreys Vorstellungen auch bleiben. Und so könnte es durchaus sein, dass es weiterhin Geständnisse und Enthüllungen und Tränen bei ihr geben könnte. Doch ob und inwieweit sie ihre Sendung fortführen wird, ist noch nicht bekannt.

Winfrey selbst hat sich dazu noch nicht geäußert. Das wird sie wohl - so heißt es - am heutigen Freitag in ihrer Show nachholen. Und mit dieser Ankündigung wird sie sicher auch wieder die Einschaltquoten - durchschnittlich erreicht sie sieben Millionen Zuschauer - in die Höhe treiben. Bei solchen Quoten fällt ein Abschied, auch ein tränenreicher, durchaus leicht.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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