Trump Town (XI):Timing-Meister Sutherland

Lesezeit: 2 min

Man kann nicht immer nur fernsehen, aber manchmal hilft nur fernsehen: In der Serie "Designated Survivor" übt sich Woche für Woche ein unbedarfter Präsidenten-Neuling im Amt, und das ist spannender als CNN.

Von Peter Richter

Man kann selbst in Zeiten wie diesen nicht durchgängig CNN schauen. Obwohl Anderson Cooper, gerade wenn er besonders investigativ durch seine wirklich sehr blauen Augen dreinblickt, schon immer auch einen Hauch von "Bunte TV" in den harten Nachrichtenalltag gebracht hat. Das liegt wohl daran, dass er ein Direktabkömmling der Vanderbilts ist, das ist die Art von Geldadels-Dynastie, zu der die Familie Trump erst noch werden will. Dafür kann Cooper zwar nichts, das ist aber nun mal so.

Schon gar nicht kann man in Zeiten wie diesen durchgängig MSNBC schauen, wo sich in den zwei Wochen seit der Wahl eine linksliberale Heulsusigkeit breitgemacht hat, die fast schon wieder genauso triefend ist wie die Siegesgewissheit in den Wochen davor. Man kann noch nicht einmal durchgängig FOX News schauen, wo Megyn Kelly gerade jeden Tag aufs Neue nicht zu wissen scheint, wer sie unter den neuen Bedingungen fürderhin sein will: die Frau, die als Moderatorin in den TV-Debatten so unerschrocken mit Trump umgesprungen ist, dass er eine seiner misogynsten Tiraden ihretwegen losgelassen hat, oder die, die beim Versöhnungs-Interview im Trump Tower daraufhin so lieb zu ihm war, das man auch wieder an "Bunte TV" denken musste.

In Zeiten wie diesen muss man all diesen Sendern zumindest dann immer wieder mal den Rücken kehren, wenn auf ABC die neue Serie "Designated Survivor" kommt. Hauptrolle: Kiefer Sutherland. Der Mann wird immer unheimlicher. Vielleicht sollte seine Rollenauswahl in Zukunft Sicherheitsbehörden wie Wahlforschern Zeichen geben, wo sie sonst im Dunkeln tappen. Erst war Sutherland der Terroristenjäger in der Serie "24", die wie eine martialische Antwort auf die Anschläge vom 11. September 2001 wirkte. Dabei war zumindest die erste Staffel lange davor konzipiert und gedreht worden. Jetzt spielt Sutherland einen, der völlig unvermutet in das Amt des Präsidenten der USA katapultiert wird und zunächst hoffnungslos überfordert ist mit den tausend Bürden des Jobs, den Intrigen und den Risiken. Es ist alles dabei: die Themen Immigration, Hardliner, Muslime, Latinos. . . Und über allem schwebt bisher die Gefahr, dass der designierte Vizepräsident die gefährlichste Figur von allen ist. Ohne zu viel verraten zu wollen: Es ging Mitte September mit einem gehörigen Bumms los und wurde jetzt von den echten Nachrichten über den echten designierten Präsidenten und seinen Vizepräsidenten gewissermaßen eingeholt. Die Frage, wen Donald Trump als nächstes in sein Kabinett beruft oder per Twitter beschimpft, bleibt spannend. Aber zumindest an diesem Mittwochabend ist die Frage spannender, ob in Wirklichkeit die mexikanische Drogenmafia hinter allem . . .

Aber der Korrespondent will nichts verraten. In Deutschland kann man die ersten Folgen auf Netflix sehen. Am besten durchgängig.

© SZ vom 30.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: