Theater:Resthoffnung Liebe

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Choreografiertes Gewurgel - Szene aus "Camino Real". (Foto: Kammerspiele München)

Von subkutaner Wucht: Sebastian Nübling inszeniert Tennessee Williams' "Camino Real" an den Münchner Kammerspielen - und macht dabei die Figuren noch surrealer, als sie ohnehin schon sind.

Von Egbert Tholl

Sebastian Nübling dreht die Schraube weiter an. Zweimal hat er an den Münchner Kammerspielen bereits Stücke von Tennessee Williams inszeniert. 2010 "Endstation Sehnsucht" als Prekariats-WG, und in dieser Setzung vollkommen nachvollziehbar. Zwei Jahre später brachte er "Orpheus steigt herab" heraus und verschärfte Williams' Südstaaten-Naturalismus ins unangenehm und allgemeingültig Bedrohliche. Darin zerschellte der wundersame und wundersam zarte Schauspieler Risto Kübar an einer verkommenen und rassistischen Gesellschaft, die ein Anderssein nicht erträgt. Nun inszenierte Nübling Williams' "Camino Real", und von Gesellschaft ist kaum mehr etwas übrig, nur noch Gestrandete, Verlorene, Verfolgte geistern herum. Unter ihnen herrscht keine Solidarität, allenfalls funktionieren Beziehungen als Geschäft, als wäre man in einem Stück von Bernard-Marie Koltès.

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