Theater:Dreckiges Polit-Geschäft

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Ivan Panteleev inszeniert "Philoktet" in München

Von Petra Hallmayer, München

Krieg ist ein dreckiges Geschäft, das keine Skrupel erlaubt. "Kein Platz für Tugend hier und keine Zeit jetzt", erklärt der schlau taktierende Politiker Odysseus dem zaudernden Neoptolemos. Anstand und Aufrichtigkeit könnten Tausenden das Leben kosten. Odysseus selbst hatte vor Jahren Philoktet, der durch seine stinkende Wunde und seine Schmerzensschreie den Griechen nicht mehr dienlich war, auf der Insel Lemnos unter Geiern ausgesetzt. Jetzt will er ihn zurückholen, da der Kämpfer und sein sagenhafter Bogen im Krieg um Troja gebraucht werden. Dafür bedient er sich des jungen Neoptolemos, der Philoktet mit Lügen umgarnen soll. Heiner Müllers Bearbeitung von Sophokles' Drama, mit dem Ivan Panteleev sein Regiedebüt in München gab, ist eine finstere Parabel über die Verschwisterung von Politik und Lüge in einer von Gewalt und Nützlichkeitsdenken regierten Welt, ein pessimistisches Lehrstück, in dem drei gleichermaßen gerechtfertigte und falsche Haltungen verhandelt werden.

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