Vor einiger Zeit kursierte ein Link auf Facebook, der zu einer "Internet-Inszenierung" von "Romeo und Julia" führen sollte. Wer draufklickte, landete auf dem Fotoportal Tumblr und konnte sich einer Flut assoziativer Bilder hingeben, die, in Kapitel gegliedert, Shakespeares Drama nacherzählten. Unterlegt war das Ganze mit berührender Musik, zwischendurch waren Zitate aus dem Stück beigefügt. Jeder kann sich diese Inszenierung anschauen, vorausgesetzt, er hat einen Internetanschluss. Der Münchner Regisseur Manuel Braun hat mit diesem Projekt etwas auf die Spitze getrieben, was sich für Traditionalisten nach großem Unsinn anhört: Er hat sein Theater komplett digitalisiert. Man kann darüber streiten, inwiefern das tatsächlich noch Theater ist, doch Brauns radikaler Umgang mit dem Medium Internet macht seine Arbeit relevant, so oder so.
Theater:Digital ist nicht gleich banal
Lesezeit: 4 min
Immer und überall arbeitet sich das Theater an der Gegenwart ab. Mit dem Internet aber fremdelt es - statt es als Mittel zu nutzen.
Von Christiane Lutz