Theater:Das Lied vom Ende der Demokratie

Lesezeit: 2 min

Wojtek Klemm inszeniert zum Saisonstart in Augsburg die "Orestie"-Trilogie des Aischylos als über weite Strecken furioses Schauspiel mit unmissverständlicher, politischer Aussage

Von Egbert Tholl

Manchmal ist ein Blick ins Programmheft sinnvoll, ja notwendig. In der sozusagen Bedienungsanleitung zu Wojtek Klemms Inszenierung der "Orestie"-Trilogie des Aischylos ist ein Foto abgedruckt, das gegen Ende der Aufführung großformatig projiziert wird. Man ahnt ungefähr, was damit gemeint ist, aber man weiß nicht unbedingt, dass es eine proeuropäische Demonstration vor dem obersten Gericht in Warschau gegen die Justizreform der polnischen Regierung zeigt. Für Wojtek Klemm, geboren in Warschau und in Polen wie in Deutschland gleichermaßen tätig, ist die Bedeutung des Bildes vollkommen klar. Als Zuschauer im Theater Augsburg ist es nur assoziativ zu verstehen. Macht vielleicht auch nichts, denn was vor dem Bild in der Theaterrealität verhandelt wird, ist ohnehin erschreckend klar: Die Idee, innerhalb der EU einen "nationalen und illiberalen Staat" aufbauen zu können. Die das sagt, ist eigentlich eine Göttin, aber die Götter haben schon bei Aischylos ausgedient, sie machen nur Murx, bei Klemm erst recht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: