Theater:Bildstörung am Tresen

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Eine eingeschworene Kneipengemeinschaft, die wenig bis nichts mit sich anzufangen weiß, sitzt in "Schad um die Hasen. Obwohl." im Tams-Theater. (Foto: Hilda Lobinger)

Beate Faßnachts Stück "Schad um die Hasen. Obwohl." im Tams-Theater

Von Petra Hallmayer, München

Was draußen passiert, erfahren sie aus dem Fernseher. In der hübsch hässlichen Kneipe auf der Bühne des Tams-Theaters starrt eine Traube von Menschen gebannt in den kleinen Kasten. Die Stammgäste in Beate Faßnachts Stück "Schad um die Hasen. Obwohl.", das den Kneipenalltag sanft ins Absurde verrückt, sind ein bunter Typenreigen. Da ist der Liebesanalphabet (Burchard Dabinnus) und Dauerverehrer der Bedienung Anni (Judith Huber). Da sind ein junger Arzt in Lederjacke (Axel Röhrle) und ein besessener Hobbydichter (Christoph Theussl), dem der genervte Wirt (Helmut Dauner) vergebens das Reimen zu verbieten versucht. Bei Wein, Bier und Schnaps entspinnen sich Dialoge über Gott und die Welt, die zwischen klassischen Tresenphrasen, gagaesker Philosophie und Achternbusch-haften Sentenzen mäandern. Etwas abseits sitzt breitbeinig das unverzichtbare Kneipenfaktotum mit Schiebermütze (klasse: Maria Peschek) und wirft grummelnd seine Kommentare ein, wobei es jeder Bemerkung schulterzuckend ein alles ins Unentschiedene schiebendes "Obwohl" hintendreinschickt. In diese durch Gewohnheit zusammengeschweißte Gemeinschaft bricht eine verführerische Fremde ein (Catalina Navarro Kirner), die argwöhnisch beäugt wird und der später zwei weitere unbekannte Gäste folgen. Das Unglück stecke ihr im Hals, meint die schöne Fremde und bietet in Unterwäsche allen ihren Körper an. Die aber mögen nicht. "Mir machen uns einfach nichts draus aus dieser ganzen Anfasserei", erklärt der alte Bankhocker. Obwohl.

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