Theater:Allgäuer Heimspiel

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Die Autoren der Kluftinger-Krimis haben mit "Wetterleuchten" ein Stück fürs Theater geschrieben. Auf der Bühne funktioniert das Prinzip des Duos genauso gut wie in den Büchern. Die Premiere war natürlich in Memmingen. Nun tourt die Inszenierung durch Bayern

Ein Kloster ist ein perfektes Setting für einen Mord. Es gibt finstre Gänge, Menschen, die in Kutten umherhuschen, und es dringt ständig von irgendwoher unheimlicher Mönchsgesang. Das wusste schon Umberto Eco für seinen Roman "Der Name der Rose" zu nutzen. Dass die Autoren der erfolgreichen Kluftinger-Krimis, Volker Klüpfel und Michael Kobr, ebenfalls auf diese Idee kommen würden, überrascht also nicht. Dennoch ist es eine Sache, eine Klosterwelt für ein Buch zu entwerfen, bei dessen Lektüre der Fantasie des Lesers ja keine Grenzen gesetzt sind. Eine andere Sache aber, ein Kloster auf einer Theaterbühne abbilden zu müssen.

Letzteres ist der Fall bei "Wetterleuchten", dem ersten Kluftinger-Theaterstück. Drei der inzwischen acht Kluftinger-Krimis wurden bereits für das Theater adaptiert, zu verlockend der Wunsch, damit ähnlich viele Zuschauer zu begeistern, wie die Bücher Leser. Diesmal aber haben die Autoren Kobr und Klüpfel den Text exklusiv für das Landestheater Schwaben in Memmingen geschrieben. Für welches Theater auch sonst, schließlich ist Kommissar Kluftinger selbst Ur-Allgäuer. Kluftinger, dessen Vorname nie genannt wird, ist also im Kloster Ottobeuren. Er ist da nicht freiwillig, sein emsiger Intimfeind, der Arzt Martin Langhammer, hat ihm eine Exerzitien-Woche verordnet, zur inneren Reinigung, wie er sagt. Langhammer jauchzt und legt ein Schweigegelübde für die Woche ab, Kluftinger grunzt ob der kargen Klosterzelle und der Tatsache, dass das dubiose Kloster-Personal ihm auch noch seinen Wurstsalat abnimmt. Doch die Langeweile währt nicht lang, in der ersten Gewitternacht wird ein Pater auf dem Glockenturm scheinbar vom Blitz getroffen. Kluftinger ist natürlich klar: Das muss ein Mord gewesen sein. Halb genervt, halb erlöst ob der sich plötzlich darbietenden Aufgabe beginnt er mit seinen Ermittlungen. Die Mönche sind nicht amüsiert. Denn selbstverständlich hüten sie hinter den klösterlichen Mauern das ein oder andere nicht so klösterliche Geheimnis.

Natürlich ist "Wetterleuchten" ein Heimspiel in Memmingen. Das Publikum dort ist dem mürrischen Kommissar sowieso verfallen, der Regisseur Peter Kesten, der das Stück inszeniert, wohl ebenfalls. Er gibt Hauptdarsteller Jockel Tschiersch viel Raum, im breitesten Allgäuerisch herum zu granteln, Tschiersch wiederum aalt sich in den Lachern, bewegt sich haarscharf an der Grenze zum Kalauern, hält sich aber nie zu lang an einer komischen Situation auf. Jockel Tschiersch, das weiß in Memmingen jeder, spielt in den Krimi-Verfilmungen stets Kluftingers Assistenten Hefele, den Kommissar selbst spielt Herbert Knaup. Auf Wunsch der Autoren hat er in Memmingen die Rolle des Kommissars übernommen. Er genießt es ganz offensichtlich, mal selbst den Oberchef raushängen zu lassen und durch sein gravitätisches Spiel den Takt der Inszenierung vorzugeben.

Seine Figur profitiert außerdem vom zackigen Schlagabtausch mit Fridtjof Stolzenwald, der in einer Doppelrolle als Langhammer und aasiger Pater Malleus durch virile Streberhaftigkeit überzeugt.

In der naturalistischen Bühne von Franziska Harbort funktioniert das Kluftinger-Prinzip genauso gut, wie die Bücher funktionieren. Ein paar Straffungen hier und da hätten zwar gut getan, um die Handlung zügiger voranzubringen, doch zu keinem Zeitpunkt hängt die Inszenierung trotz der Länge von knapp drei Stunden richtig durch. Konsequent nur, dass die Inszenierung in den kommenden Wochen durch das Allgäu und einige andere Städte Bayerns tourt. "Wetterleuchten", das ist ein bisschen Klerikal-Grusel, ein bisschen Komödie, ein bisschen Lokalpatriotismus. Ein durchweg unterhaltsamer, leichter Krimi-Abend.

Wetterleuchten , Di., 27. Okt., 20 Uhr, Kaufbeuren, Stadtsaal ; Fr., 30., Sa. 31. Okt. u. Di. 3. Nov., 20 Uhr, Landestheater Schwaben, Memmingen, 083 31/94 59 16

© SZ vom 26.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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