Beim "Spielart"-Festival im Herbst vergangenen Jahres wurde man zu einem Gastmahl gebeten. Die Speise freilich, die man sich als die zu verzehrende vorstellen sollte, lebte noch. Vielleicht aber nicht mehr so richtig. Auf jeden Fall schaute man im Muffatwerk in einige Videobildschirme, auf denen man Kühe sah, Kühe im Matsch, auf einer Wiese, Kühe, die nicht anders aussahen, als Kühe eben aussehen. Und doch waren diese Kühe lebender atomarer Sondermüll. Akira Takayama hatte die Bildschirme mit den Kühen hingestellt; er nannte die Installation "Happy Island", und er hatte eine Wut. Die Kühe, insgesamt 330 an der Zahl, leben innerhalb der Sperrzone um die Ruine des Atomkraftwerks, ihr Besitzer, der Bauer Masami Yoshizawa konnte und wollte sie nicht töten. Nun lebt er mit ihnen dort, wo niemand leben darf, wo eigentlich kein Leben mehr möglich ist. Ganz ähnlich wie Satomi, die letzte Geisha Fukushimas, die in Doris Dörries aktuellem Film "Grüße aus Fukushima" in die Geisterstadt zurückkehrt.
Theater:Ästhetik und Verlust
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"Die Zukunft der Erinnerung" - ein deutsch-japanisches Theaterfestival im Giesinger Bahnhof erinnert an die Atomkatastrophe von Fukushima vor fünf Jahren und lädt zur Diskussion ein
Von Egbert Tholl
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