"Tekken 5":Deutschland als Diaspora

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Der legendäre Kampfsportklassiker ist wieder da. Neue Features machen die fünfte Version von "Tekken" abwechslungsreich. Einzig: Warum gibt es in Deutschland keinen Online-Modus des Spiels?

Jürgen Schmieder und Jörg Kraus

Eines muss gesagt werden, auch wenn der Release des Spiel schon einige Wochen zurückliegt: In Deutschland ist es nicht möglich, "Tekken 5" online zu spielen. In Japan funktioniert es und man muss sich als deutscher Spieler durchaus fragen, warum es so ist. Diese Tatsache lässt durchaus den Schluss zu, dass Hersteller Namco Deutschland immer noch als Videospiel-Diaspora abstempelt. Es ist traurig, aber es scheint so zu sein.

Viele Charaktere, viele Details, leider zockt der Spieler meist allein: "Tekken 5". (Foto: Foto: Namco)

Wer also keine "Tekken"-begeisterten Freunde in der Nachbarschaft hat, dem bleibt nur der Kampf gegen die künstliche Intelligenz - und die ist trotz Deep Blue in Kampfspielen doch recht dürftig. Oder er muss sich an die professionell organisierten "Tekken 5"-Turniere halten, um sich mit menschlichen Gegner zu messen. Ende des Jahres fand in Berlin die fünfte Auflage des King of Iron Fist statt. Anders geht es nicht.

Nun aber zum Spiel: "Tekken" is back! Nach den eher enttäuschenden Versionen "Tekken Tag Tournament" und "Tekken 4" meldet sich der Klassiker mit einer rasanten und temporeichen Neuauflage zurück. Neue Charaktere, Bewegungen und Arenen sorgen schon beim ersten Spielen für einen nachhaltigen Eindruck. Auch der Schwierigkeitsgrad wurde erhöht - für Profis eine Wohltat, hatten sie doch ein diffizileres Spiel gefordert. Jedoch werden Anfänger bei den ersten Versuchen verzweifeln.

Die Story von "Tekken 5" wurde gegenüber den Vorgängern nur gering verändert: Nach der Beendigung des "The King of Iron Fist"-Turniers entbrennt ein Kampf zwischen Vater und Sohn im Hauptquatier der Mishima Zaibatsu. Jin, der Sohn, geht als Sieger hervor und zieht los, auch seinen bösen Großvater Heihachi auszuschalten.

Er entscheidet sich, beide am Leben zu lassen, um die Seele seiner Mutter zu ehren. Direkt nach Jins Abreise erscheinen einen Roboter und beginnen, Heihatchi und Kazuya anzugreifen. Als eine riesige Explosion Honmaru erschüttert, berichtet ein Augenzeuge, dass Heihachi tot sei. Viele vermuteten, dass durch seinen Tod das Ende der Herrschaft der Mishima Zaibatsu gekommen war. Es soll wohl Frieden herrschen.

Doch dann gibt es den Aufruf zu einem fünften "King of the Iron Fist"-Turnier, dem ein unbekannter Ersatz für Heichachi als Leiter der Organisation vorsteht. Die Kämpfe beginnen erneut.

Der Spieler muss sich also wieder in der Rangliste nach oben kämpfen. Wie gewohnt wird es von Gegner zu Gegner schwieriger. Bezeichnend für "Tekken" ist dabei, dass die Endgegner schmutzige Tricks anwenden. So auch Jinpachi, den es zu besiegen gilt, will man Endsequenzen freispielen. Er kann mit Flammen spucken, den Gegner lähmen oder sich selbst Lebensenergie verleihen. Manche Spieler beklagten beim Start, es wäre zu unfair, was der Bösewicht so anstellt. Tja, so is' das virtuelle Leben, Kinners: Hart, und niemals gerecht.

Allerdings wird das Besiegen von Jinpachi mit den verschiedenen Charakteren nach einer Weile zur nervigen Angelegenheit: Die Endsequenzen sind einfach zu lieblos gestaltet, als dass sie der Spieler der Reihe nach freispielen möchte. Zu monoton und sinnfrei kommen sie daher. Die Halbwertzeit des Spiels ist daher kürzer als die eines amerikanischen Bieres.

Technisch ist "Tekken 5" eine Augenweide unter all den PS2-Titeln. Die Grafik ist atemberaubend, die Animationen flüssig gestaltet, die Charaktere überaus detailliert gezeichnet. So verzeiht man dem Spiel schon mal, dass mancher Schlag ins virtuelle Nichts zielt, obwohl man den Gegner einwandfrei getroffen hat. Aber das sind die Krankheiten aller Computerspiele, eine hundertprozentige Genauigkeit wird es in den kommenden Jahren nicht geben.

Grafischer Höhepunkt sind die neuen Schauplätze: Detailliert und farbenprächtig überstrahlen sie alles, was man bisher aus Kampfspielen kennt. Wenn man nicht mit Kämpfen beschäftigt wäre, könnte man sich genüsslich zurücklehnen und einfach nur genießen.

Schön sind auch die kleinen Details, die den Figuren verliehen wurde. Jede spricht in seiner Muttersprache oder der Sprache, die ihm antrainiert wurde. Durch Untertitelung erfährt der Spieler, was denn gerade gesprochen wird. Dieses Feature verleiht "Tekken 5" Nähe, der Spieler fühlt sich mehr in die Handlung eingebunden.

Einziger Kritikpunkt, den die Schnelligkeit der neuen Version mit sich bringt: Es bleiben gerade einmal 30 Sekunden, sich einen Akteur auszusuchen. Das mag im Zwei-Spieler-Modus sinnvoll sein, um lange Wartezeiten zu vermeiden. Alleine jedoch macht sich da gerade bei unerfahrenen Spielern Hektik breit.

"Tekken 5" darf sich als gelungenes Beat'Em Up feiern lassen. Mit 20 Millionen verkaufter Einheiten gehört die Serie zu den erfolgreichsten Kampfspielen aller Zeiten. Dazu hat "Tekken 5" seinen Teil beigetragen und die Fans können sich schon jetzt auf die nächste Folge freuen. Hoffentlich dann mit der Möglichkeit zum Online-Modus, der auch in der Computerspiel-Diaspora Deutschland funktioniert.

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