Tanztheater:Menschendämmerung

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Der Choreograf Hofesh Shechter kann Kunst nur als Politikum denken. So auch in seinem aufwühlenden "Grand Finale", das jetzt in Stuttgart gastiert.

Von Dorion Weickmann

Violinen sirren im schwarzen Bühnenraum, ein einsames Oberlicht lässt schwefelgelbe Schwaden in die Tiefe sickern. Mitten auf der Szene thront ein Monolith. Ein Mann steht rücklings davor. Zwei Wimpernschläge, dann fällt er, von einer Gewehrsalve niedergemäht. Menschen stürzen herbei, knäulen sich übermütig wie ein Rudel Halbstarker. Bis einer dem Nachbarn brutal eins über den Schädel zieht: mörderische Energie, die explodiert und verpufft. Im nächsten Moment fädeln sich Gewalttäter und Opfer zurück ins chorische Geschehen, als hätte es das Attentat nie gegeben. Ein Zwischenfall, mehr nicht. Der Alltag läuft weiter.

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