Tanz:Ausgetanzt

Es galt als Experiment fürs Berliner Staatsballett, die gemeinsame Intendanz von Sasha Waltz und Johannes Öhman. Dann gab es Reibungen. Nun beschlossen die beiden, zum Jahresende ihre Posten aufzugeben. Ein Schlag für die Kulturpolitik.

Von Dorion Weickmann

Sasha Waltz und Johannes Öhman beenden ihre gemeinsame Intendanz am Berliner Staatsballett vorzeitig zum Jahresende. Das hat die Berliner Kulturverwaltung mitgeteilt. Öhman wird danach von Januar 2021 an das Dansens Hus in Stockholm übernehmen. Die Doppeldemission ist das unrühmliche Ende eines Experiments, das anfänglich mit ebenso viel Kritik wie Hoffnung verbunden war. Öhman, der das Amt bereits eineinhalb Jahre vor Waltz antrat, brachte das krisengebeutelte Ensemble auf Kurs: Hohe Auslastung, ein abwechslungsreicher Spielplan und die Erschließung neuer Publikumsschichten bescherten ihm 2019 die Ehrung als "Kompanie des Jahres". Nach der Ankunft von Sasha Waltz, die erst zur laufenden Saison in die Tandem-Arbeit einsteigen konnte, kam es offenbar zusehends zu Reibungen. Die Trennung in klassisches und zeitgenössisches Repertoire samt entsprechender Ausrichtung der Tänzer sorgte für Verdruss, ebenso die Absage einer geplanten "Dornröschen"-Premiere. Vor diesem Hintergrund gleicht der angekündigte Abgang einer Kapitulation. Er ist ein Desaster für die Tänzer wie für die Berliner Kulturpolitik. Sie sollte sich um eine möglichst rasche Neubesetzung bemühen, wobei die Auswahl nicht allzu groß ist: Der als Topkandidat gehandelte Martin Schläpfer geht demnächst nach Wien, Christian Spuck ist in Zürich glücklich. Bleiben zwei Damen: Bettina Wagner-Bergelt und Adolphe Binder, die amtierende und die zwangspausierende Leiterin des Wuppertaler Tanztheaters. Eine von ihnen könnte das Rennen in Berlin machen.

© SZ vom 23.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: