Die neue SZ-Edition "Literaturkoffer " beinhaltet jeweils vier Bücher aus einem europäischen Hochkulturland. Es sind je ein historischer Roman, ein zeitgenössischer Krimi und ein Urlaubsschmöker. Dazu gibt es ein individuelles Urlaubsbuch. Ein Buch-Paket von der SZ für Reisende, das eine literarische Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Urlaubsland bietet.
"Der Mann hatte fünf Revolverschüsse abbekommen. Man hatte ihn auf einen Stuhl aus einer Bar gesetzt und ihm eine Wiesenblume in den Mund gesteckt. Er wirkte lebendig, wie er im Schein einer Lampe mitten auf dem Platz ruhig dasaß. Als Elena um acht Uhr das Haus verließ, um zur Schule zu gehen, war sie vermutlich der einzige Mensch im Ort, der nicht wusste, was vorgefallen war." Diese Elena heißt Elena Vizzini. Sie ist eine arbeitslose Lehrerin. Ihre Beziehung zu einem verheirateten Mann ist längst zerbrochen. Als sie das Angebot erhält, in einem sizilianischen Bergdorf für ein Jahr zu unterrichten, nimmt sie es widerwillig an und ist bei ihrer Ankunft entsetzt darüber, wie hinterwäldlerisch die Bewohner dort sind. Das einzig Herausragende ist der Kirchturm. Die Wohnung ist duster, Kollegium und Schüler zeigen ihr die kalte Schulter. Auf der Piazza wird sie eines Tages beleidigt. Niemand hilft. Doch am nächsten Morgen findet man die Leiche eben dieses Mannes, der sie belästigt hat. Von da an verläuft Elenas Leben in dem Dorf anders. Der Respekt der Leute ist nun grenzenlos, jeder glaubt, sie stecke hinter dem Mord.
Giuseppe Favas Roman "Ehrenwerte Leute", 1975 entstanden, ist nicht nur ein Krimi. Favas Lebensthema war die Mafia. An ihr hat er sich in Zeitungsartikeln, Büchern und Theaterstücken abgearbeitet, von ihr wurde er 1984 ermordet vor einem Theater, das gerade eines seiner Stücke aufführte. Der Fava-Roman ist Teil des "SZ Literaturkoffers Italien". Darin befinden sich außerdem der amüsante Schmöker "Zenos Gewissen" von Italo Svevo aus dem Jahr 1923; er behandelt die Geschichte von Signore Cosini, der alles will und dem nichts richtig gelingt. Des Weiteren gibt es Reiseliteratur: "Damals, am Meer" von Marco Balzano aus dem Jahr 2010 erzählt die Geschichte dreier Männer, die sich auf den Weg gemacht haben, etwas aufzugeben, nur, um es dann noch sehnlicher behalten zu wollen. Und es gibt mit dem Reisebuch ein persönliches Tagebuch, in das man eigene Gedanken einbringen kann; ferner enthält es Gedichte und Reiseessays, die das Urlaubsland Italien näherbringen: "Remo rema sul Reno con remi di rame" kann man dann vielleicht mit "Remus rudert auf dem Rhein mit Rudern aus Kupfer" übersetzen, im Original bleibt es vor allem ein Zungenbrecher.