SZ-Edition "Soulmates":Leben, Liebe, Tod

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Nikos Kazantzakis erzählt in "Alexis Sorbas" von Menschheitsthemen, Narren und Niederlagen im Ton eines Märchens. Jack London feiert in "König Alkohol" das beseelte Scheitern eines heiligen Trinkers.

Um das Leben geht es in diesem weltberühmten Roman, um die Liebe und um das Sterben. Aber ist das nicht immer so, wenn es um Menschen geht? "Alexis Sorbas" von Nikos Kazantzakis, entstanden 1946 und von Michael Cacoyannis 1964 unnachahmlich mit Antony Quinn, dem griechischsten aller Mexiko-Amerikaner, verfilmt, spielt diese drei großen Menschheitsthemen so elegant durch, als ob er nur ein leichtes Märchen erzähle, von Narren mit hochfliegenden Plänen, Sehnsüchten und der ruhenden Gelassenheit im Angesicht unausweichlicher Niederlagen.

SZ Soulmates. 10 Romane, 98 Euro. Im Buchhandel und im Internet unter szshop.sueddeutsche.de (Foto: N/A)

Kazantzakis erzählt die Geschichte einer Freundschaft zwischen Figuren, die, so unterschiedlich sie auf Anhieb auch scheinen mögen, doch nur gemeinsam gedacht werden können: Zusammen sind sie eins, der junge, gelangweilte, aber auch von Skrupeln geplagte Intellektuelle, der eine Kohlemine auf Kreta betreiben will und zu seinem Glück auf den anderen trifft, den Lebenskünstler Sorbas, der etwas Besseres als den Tod überall finden kann. Nicht der Homo Faber, die planvoll rational tätige Figur des Minenbetreibers, ist frei, so lautet hier die Botschaft, sondern der, der das Beste aus seinem alles in allem unwägbaren Leben macht. Demgegenüber gestellt sind die piefige Moral, der Zwang, der Aberglaube, der mangelnde Respekt vor jedem anderen, der doch auch nur sein Schicksal zu ertragen hat. Man kann in "Alexis Sorbas" Spuren von Camus' Existenzialismus entdecken, man kann aber, nein, muss darin vor allem das Märchen lieben.

(Foto: N/A)

Von ganz anderen Märchen berichtet Jack London in seinem nun auch schon über hundert Jahre alten Roman "König Alkohol", der im Original "John Barleycorn" heißt. Barleycorn, diese Figur des heiligen Trinkers, verkörpert beides, den Irrwitz eines beseelten Scheiterns wie die Erleuchtung eines inspirierten Draufgängers, der die Regeln und Beschränkungen des irdischen Lebens überwunden zu haben meint. Für London liegt denn auch mehr als Wahrheit im Alkohol, Barleycorn regiert und macht sein Leben. Doch Barleycorn ist der König der Ambivalenz, er ist klug und bescheuert, man liebt und hasst ihn zugleich, er macht das Leben arm wie reich. Nichts macht Londons Haltung zu diesem trügerischen Regenten in seinem autobiografischen Roman deutlicher als die Episode zur Abstimmung über das Frauenwahlrecht in Kalifornien. Der Betrunkene ist "dafür", weil Frauen ein Alkoholverbot durchsetzen werden. "'Die Frauen, Schwestern und Mütter, nur sie sind es, die die Nägel in den Sarg König Alkohols schlagen werden. Nie bin ich weniger sein Freund, als wenn wir beisammensitzen und anscheinend die besten Freunde sind. Er ist der König der Lügner. Keiner sagt die Wahrheit so offen wie er. Er schenkt klare Gesichte und trübe Träume. Er ist der Feind des Lebens und der Lehrer der Weisheit jenseits der Weisheit des Lebens.' So redete ich weiter. Wie gesagt, ich befand mich in etwas gehobener Stimmung."

© SZ vom 13.11.2019 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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