Südstaatengrausen:Gefangene Seelen

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Der britische Regisseur Iain Softley ist genau der richtige für einen leisen, fiesen Horrorfilm, er bringt die nötige Eleganz mit. In seinem neuen Werk "Der verbotene Schlüssel" durchstöbert Kate Hudson einen geheimnisvollen Dachboden, in der feuchten Hitze von New Orleans.

SUSAN VAHABZADEH

Der Süden der USA, das ist die Heimat der Gruselgeschichten - auf den Dachböden der alten Häuser, in der feuchten Hitze von New Orleans, da vermutet man Gespenster und Vampire und Geisterbeschwörungen ... Das ist schon so seit Edgar Allan Poe, die Southern Gothics wurden zu einem eigenen Genre.

Kate Hudson durchstöbert in "Der verbotene Schlüssel" als Krankenschwester Caroline einen Dachboden. (Foto: Foto: AP)

"Der verbotene Schlüssel" gehört dazu, für Regisseur Iain Softley und Drehbuchautor Ehren Kruger ist das romantische Südstaatengrausen Neuland: Kruger hat mit dem Thriller "Arlington Road" angefangen und zuletzt die "Brothers Grimm" für Terry Gilliam abgeliefert, außerdem hat er ,"Scream 3" geschrieben und "The Ring" - Horror zwar, aber aus ganz anderen Ecken des Genres.

Iain Softley, Engländer, Cambridge-Absolvent, Theatermann, hat vorher Literaturverfilmungen gemacht - Henry James verfilmt, "Die Flügel der Taube", und Gene Brewers "K-Pax". Eigentlich ist er genau der richtige für einen leisen, fiesen Horrorfilm, er bringt einfach die nötige Eleganz mit.

Mitfühlende Heldin

Kate Hudson spielt die Heldin Caroline, deren Geschichte ihren Ausgang nimmt in New Orleans, in einem modernen Krankenhaus. Sie ist nicht zufrieden mit ihrer Arbeit als Krankenschwester, weil der durchorganisierte Betrieb sie zwingt, die Emotionen beiseite zu lassen, so dass sie sich nicht wirklich kümmern kann um ihre Patienten - einer ist gestorben, seine Habseligkeiten landen im Müll, und Caroline sucht sich einen neuen Job.

Er wird sie aus der Stadt hinausführen, hinaus in die Sümpfe, auf einen alten Landsitz - der junge Anwalt Luke und eine alte Dame namens Violet engagieren sie, um Violets Mann Ben zu pflegen, der nicht mehr sprechen und sich kaum noch bewegen kann nach einem Schlaganfall.

Weg in die Einsamkeit

Caroline zieht ein, für sie ist es ein Weg in die Einsamkeit - Violet ist sehr herablassend zu ihr, die Stadt ist weit, und als sie den Eindruck gewinnt, dass an der Geschichte von Bens Schlaganfall irgendwas faul ist, kann sie sich nur an den Anwalt wenden.

Auf dem Dachboden gibt es ein Zimmer, das sie nicht betreten darf, es gehen merkwürdige Dinge vor im Haus, Voodoo hat damit zu tun und eine alte Geschichte aus den Zeiten der Sklaverei. Das macht den Süden zu Amerikas Gruselort - dass die Häuser mit ihren überwucherten Veranden und alten Möbeln und staubigen Dachböden Vergangenheit atmen...

Tolle Besetzung

Aus dieser Vergangenheit, der Bedeutung von Voodoo, den Spiegelungen in der Gesellschaft macht Softley nicht allzu viel; aber er hat eine tolle Besetzung zusammengetrommelt, um Kate Hudson herum - Gena Rowlands spielt die finstere Violet, bei der man das Gefühl nicht los wird, dass ihre Damenhaftigkeit nur sehr dünne Fassade ist für ein sehr gewöhnliches Benehmen - die Herrin über das prachtvolle Anwesen hat meistens eine Kippe im Mundwinkel, und beim Qualmen wirkt sie plötzlich ausgesprochen prollig.

Peter Sarsgaard, der den Anwalt Luke verkörpert, beherrscht perfekt die Doppeldeutigkeit der Blicke - und kann sein Gegenüber sehr höflich in der Luft hängen lassen. Und John Hurt, stumm und gelähmt, bekommt etwas ganz Großartiges hin - dass man irgendwann glaubt, in seinen weit aufgerissenen, angstvollen Augen eine gefangene Seele zu erkennen.

Für jedes Risiko bereit

Caroline sieht sie, und weil es ja ihr feiner Charakter ist, der sie hierher in den Sumpf gebracht hat, ist sie bereit, jedes Risiko in Kauf zu nehmen, um diese Seele zu befreien. Caroline, diese rationale Frau, die an den Voodoo-Quatsch nicht wirklich glaubt, lässt sich nur auf Pülverchen und Zauberformeln ein, um Ben zu helfen.

So muss man auch als Zuschauer herangehen, um "Der verbotene Schlüssel" genießen zu können: Die Hälfte aller Horrorfilme, der "Schlüssel" eingeschlossen, basieren auf blankem Blödsinn - aber wenn man bereit ist, zwei Stunden lang daran zu glauben, machen sie trotzdem Spaß.

THE SKELETON KEY, USA 2005 - Regie: Iain Softley. Buch: Ehren Kruger. Kamera: Dan Mindel. Schnitt: Joe Hutshing. Mit: Kate Hudson, Gena Rowlands, John Hurt, Peter Sarsgaard, Joy Braynt, Maxine Barnett. UIP, 104 Minuten.

© SZ vom 18.08.05 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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