Star-Club zum 50.:Vom Ende der Dorfmusik

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Er gilt als der bekannteste Rock'n'Roll Clubs Deutschlands aller Zeiten, doch seinen 50. Geburtstag erlebt er nicht mehr mit. Im Star-Club in Hamburg traten einst Musik-Größen wie Little Richard, Bill Haley und die Beatles auf. Gründer Horst Fascher weiß, wie es war als die "Beatmusik" noch als anrüchig galt und Pete Best am Schlagzeug der Beatles saß.

Vor der Großen Freiheit 39 in Hamburg steht ein schwarzer Gedenkstein mit einer goldenen Gitarre. Er markiert einen der wichtigsten Orte für den Rock'n'Roll in Deutschland. Am 13. April 1962 eröffnete hier der "Star-Club", der wohl berühmteste Rock'n'Roll-Club des Landes. Einige Namen der Musik-Größen, die einst im Club gespielt haben, sind auf dem Stein verewigt. Die Beatles, Fats Domino, Jimmy Hendrix, Chuck Berry, Little Richard, Bill Haley. The Who sind ebenfalls auf dem Stein vermerkt, obwohl sie aber nicht im Star-Club aufgetreten sind.

Der "Star Club" auf der Großen Freiheit in St. Pauli zwei Jahre nach seiner Eröffnung. (Foto: dpa)

"Das war was vollkommen Neues, wir hatten jeden Abend vier Bands", erinnert sich Horst Fascher. Er war der erste Geschäftsführer des Lokals. "Nicht umsonst haben wir damals auf das Eröffnungsplakat geschrieben 'Die Not hat ein Ende. Die Zeiten der Dorfmusik sind vorbei'".

Der "Star-Club" war zwar nicht der erste Club in Hamburg, es gab bereits populäre Lokale wie den "Trichter" oder den "Kaiserkeller", aber nirgends sei der Rock'n'Roll so zu hören gewesen, wie man ihn vom britischen Soldatensender BFN (British Forces Network) kannte, erklärt der ehemalige Boxer Fascher, der damals bereits eine "Kiez-Karriere" inklusive Schägereien mit Seeleuten hinter sich hatte. Fascher war es auch, der Kiezlegende Manfred Weissleder von seiner Idee eines Clubs erzählte. Weissleder bot ihm daraufhin an, einen Teil des Stern-Kinos, direkt neben der St.Josephs-Kirche, zu einem Club auszubauen.

Die Eröffnung des Lokals gestaltete sich schwerer als erwartet. Die Beatmusik, wie der Rock'n'Roll im deutschsprachigen Raum genannt wurde, und ihre Klientel galten in den frühen 60er Jahren als anrüchig. "Die Polizei hatte uns ständig auf dem Kieker. Die wollten dem Club die Konzession entziehen. Bloß keinen Rock- oder Beatclub auf St. Pauli", erinnert sich der gebürtige Hamburger.

Polizeiberichten zufolge war der Club als "gefährlicher Ort" eingestuft. Bereits drei Wochen nach der Eröffnung wurde die Polizei der Davidwache durch das zuständige Bezirksamt Hamburg-Mitte um eine "verstärkte Bestreifung und Kontrolle" gebeten. Vor allem Schlägereien und Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz waren laut Archivunterlagen der Polizei an der Tagesordnung.

Letzterer Umstand war den Beatles, die bei der Eröffnung 1962 im Club spielten, bereits zwei Jahre davor zum Verhängnis geworden. Aufgrund der Minderjährigkeit von Gitarrist George Harrison - er war damals erst 17 - musste die damals noch fünfköpfige Band 1960 Deutschland verlassen.

Beatles spielten bei der Eröffnung

Fascher hatte die "Beatles" und 16 weitere Bands bereits vor der Eröffnung gegen Bezahlung gebucht. "Mit Tony Sheridan hatte ich ja sowieso zu tun. Die Beatles hatte ich schon vorher aus Hamburg gekannt und ich wollte sie unbedingt zur Eröffnung für den "Star-Club" haben", sagt Fascher. Sheridan spielte schon in den Jahren zuvor mit den Beatles und hatte auch monatelang mit ihnen zusammen gewohnt.

Die "Fab Four" suchten zu diesem Zeitpunkt gerade ein Studio für ihre erste Platte "Love Me Do" und hatten ihr erstes Radiokonzert bei der BBC hinter sich, als sich der Vorhang im "Star-Club" das erste Mal hob. Damals saß noch Pete Best am Schlagzeug, vier Monate später wurde der Drummer durch Ringo Starr ersetzt. Jeden Abend spielten vier Bands. Jede von ihnen spielte eine Stunde lang von 20 bis 24 Uhr und dann noch einmal eine Stunde lang im Zeitraum von 0 bis vier Uhr. "Damit hatten die Jungs einen viel besseren Drive. In anderen Läden spielte eine einzige Band von 20.00 bis 04.00 Uhr früh durch", erklärt Fascher.

Die "Beatles" gaben 1962 insgesamt drei Gastspiele im "Star-Club". Von Mitte April bis Ende Mai, im November und im Dezember traten die vier Liverpooler jeden Abend in dem Lokal an der Großen Freiheit auf. Bei ihrem ersten zweiwöchigen Engagement der "Beatles" im "Star-Club" gab es eine Gage von 500 D-Mark, pro Kopf und Woche. Im Dezember wurde auch das Live-Album "Live! at the Star-Club in Hamburg, Germany; 1962" aufgenommen. Bei genauerem Hinhören sind zwischen dem tosenden Beifall "Weiter,weiter!"-Rufe der deutschen Fans herauszuhören.

Der "Star-Club" erlangte rasch über die Grenzen der Hansestadt hinaus Bekanntheit und wurde zu einer Institution. Trotzdem musste der Club am 31. Dezember 1969 aufgrund von finanziellen Problemen schließen. 1987 brannte das Gebäude ab.

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Fassung des Textes war davon die Rede, dass George Harrsion Bassist gewesen sei. Diese Darstellung entspricht nicht den Tatsachen - Harrison war Gitarrist. Wir danken dem Leser "Pyhton11reloaded" für den entsprechenden Hinweis, wir haben den Fehler inzwischen korrigiert.

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