Spanische Literatur:Von Leni zu Che

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Hans Ertl war der Kameramann Leni Riefenstahls. Nach dem Krieg ging er mit seiner Frau und drei Töchtern nach Bolivien. Rodrigo Hasbúns Roman "Die Affekte" erzählt die Geschichte der deutschen Familie Ertl in Südamerika.

Von Jutta Person

Der lange Bart, die "ein wenig irren Augen", die Sehnsucht nach der "Kommunion mit der Natur": wenn Tochter Heidi vom Vater Hans berichtet, sieht man sofort den höhenberauschten Ausnahme-Bergsteiger vor sich. Kaum ist er zurück von der Expedition am Nanga Parbat, plant er schon die nächste - die Suche nach der Inkastadt Paititi im Amazonas. Die drei Töchter und seine Frau lauschen gebannt, hin- und hergerissen zwischen Faszination und bangen Vorahnungen. "Wir waren sein Clan, die Frauen, die auf ihn warteten, bislang immer in München und jetzt in La Paz." Etwas gewittrig Unheimliches und zugleich nonchalant Lässiges liegt anfangs über diesen Erzählstimmen, denn "Die Affekte", so heißt der Roman des bolivianischen Schriftstellers Rodrigo Hasbún, die Affekte also setzen sich aus höchst widersprüchlichen Elementen zusammen, aus heißen und kalten Luftschichten, aus Sehnsucht, Größenwahn und Enttäuschung, kombiniert zu manchmal ziemlich grotesken Showeinlagen.

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