Späte Entdeckung:Fotograf bekennt sich nach 27 Jahren zu Pulitzer-Preis-Bild

Das Foto gilt als "berühmtestes Bild der iranischen Revolution". Nun ist der Mann gefunden worden, der damals auf den Auslöser drückte.

Alex Rühle

Das Bild zeigt die Erschießung von 11 Kurden auf einem Flugfeld im westiranischen Sanandaj und wurde 1980 als bestes Pressefoto ausgezeichnet - es ist das bisher einzige Pulitzerpreis-Foto, das an einen anonymen Fotografen verleihen wurde.

Die Zeitung Ettela'at, die es am 29. August 1979 zeigte, wollte ihren Fotografen schützen und druckte es kommentarlos ab. Am Tag danach war es auf den Titelseiten der großen internationalen Zeitungen und brachte der Weltgemeinschaft überhaupt erst zu Bewusstsein, dass seit Khomeinis Machtübernahme hunderte Kurden getötet worden waren.

27 Jahre lang, bis zur vergangenen Woche, getraute sich der mittlerweile 58-jährige Jahangir Razmi nicht, sich zu dem Bild zu bekennen. Er hätte wohl auch von selbst nie mehr davon geredet.

Heute Fotograf für Irans Präsident Ahmadinedschad

Nun aber bekam er nach Angaben der britischen Times in seinem kleinen Fotoladen in Teheran überraschend Besuch von einem amerikanischen Journalisten, der fünf Jahre lang recherchiert hatte und Razmi auf die Spur gekommen war.

Zögerlich bekannte er sich zu dem Bild - und bereute es sofort wieder: "Das Foto zeigt kein positives Bild meines Heimatlandes und ich fürchte, es wird viele Leute verärgern", sagte Razmi, der übrigens heute auch als offizieller Fotograf des Präsidenten Ahmadinedschad arbeitet.

Die elf Kurden waren seinerzeit erschossen worden, weil sie angeblich Waffen geschmuggelt, zu Unruhen aufgerufen oder gemordet hatten. Die meisten von ihnen waren unschuldig. Ettela'at wurde kurz nach Veröffentlichung der Fotos verstaatlicht.

© SZ vom 11.12.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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