Schauspielhaus Düsseldorf:Abriss abgesagt

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Die Aufregung war groß, als Düsseldorfs OB die Idee hatte, das Schauspielhaus zu schließen. Bei einer Diskussion am Samstag war keine Rede mehr davon.

Von Martin Krumbholz

Und nun ist alles wieder gut? Der Aufschrei war laut, als Oberbürgermeister Thomas Geisel kürzlich wegen explodierender Baukosten überraschend die Idee ins Spiel brachte, das Düsseldorfer Schauspielhaus zu schließen und das Theater dauerhaft in die jetzige Ausweichspielstätte zu verpflanzen. Entsprechend groß war das Interesse an einer Podiumsdiskussion mit den Protagonisten dieses Dramas am Samstagabend. Das zweistündige Gespräch endete versöhnlich. Geisel machte einen Fallrückzieher: Von einem "Abriss" des Hauses sei nie die Rede gewesen, Vokabeln wie "Kongresszentrum" oder "privater Investor" nahm er nicht mehr in den Mund.

Kulturstaatssekretär Bernd Neuendorf kritisierte Geisel allerdings unverhohlen: Es sei ungeschickt gewesen, eine Diskussion um die Zukunft des einzigen Staatstheaters in NRW vom Zaun zu brechen, während man im Landeskabinett um Mittel für die Instandsetzung des Hauses kämpfe. Geisel habe einen gewaltigen Imageschaden für die Stadt angerichtet. Geisel versuchte zu beschwichtigen, und meinte, diskutieren dürfe man ja wohl. Außerdem sei das Schauspielhaus nicht der einzige kulturelle Leuchtturm der Stadt. Dafür gab es Pfiffe.

Der Architekt Christoph Ingenhoven, der den "Kö-Bogen 2" gegenüber dem Schauspielhaus bis Ende 2019 fertigstellen will und nun auch in die Renovierung des Theaters eingebunden ist, berichtete vom Stand der Renovierung. Er sprach von drei Phasen: der Überholung des technischen Betriebs, die gerade im Gang ist; der Instandsetzung des Dachs und der Fassade; und Modernisierungsmaßnahmen im Gebäude, um die man sich nicht drücken solle, wolle man das Schauspielhaus seriös in eine sichere Zukunft führen. Für Letzteres scheint es im Stadtrat aber noch keine Mehrheit zu geben. Ingenhoven prognostizierte, eine Wiedereröffnung zur Spielzeit 2018/19 sei nicht unrealistisch. "Ihr Wort in Gottes Ohr", sagte Geisel dazu bloß.

Generalintendant Wilfried Schulz hielt ein flammendes Plädoyer für eine Synthese zwischen Kommerz und Kunst. Auf der einen Seite die Shopping Mall, auf der anderen das Theater, auf dem ein konsumkritisches Stück von Elfriede Jelinek gespielt werde - das müsse doch möglich sein. In der Tat: 500 Millionen für Shopping, 50 Millionen für ein funktionsfähiges Theater - ist das nicht eine angemessene Relation?

© SZ vom 14.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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