Schauspiel Frankfurt:Systemtreu

Steht für Systemtreue: Anselm Weber. (Foto: Caroline Seidel/dpa)

Anselm Weber wird 2017 die Nachfolge von Oliver Reese antreten. Skandale sind nicht zu erwarten.

Von Till Briegleb

Der neue Intendant des Schauspiels Frankfurt ist ein wahrer Anti-Dercon. Während in Berlin die Berufung eines Kunstkurators zum Intendanten der Volksbühne Grundsatzdebatten entfachte, steht der neue Chef am Main für Systemtreue. Anselm Weber, der ab 2017 die Nachfolge von Oliver Reese antreten soll, ist 100 Prozent Stadttheater - im Guten wie im Schlechten. Aktuell in Bochum und vorher in Essen hat Weber jenes Vollsortiment an Formaten gepflegt, wie es ein ausgereiztes Portfolio im deutschen Kulturbetrieb nur erlaubt: von Klassiker-Inszenierungen, Film- und Romanadaptionen bis zu Festivals, die sich mit der Globalisierung beschäftigen.

Webers Auffassung dieser demokratischen Kunstinstitution ist vielfältig und kompromissbereit. Und vielleicht genau deswegen nur in der Breite gut. Das wirklich Besondere, das sich egoistisch durchsetzen muss, der freche Mut zum Angriff geht dem Münchner ab, nicht nur bei seiner Spielplangestaltung, sondern auch bei der Auswahl seiner Künstler und dem Stil der Inszenierungen. Bochums Theater gilt deshalb als mehr ehrenvoll denn aufregend. Und damit qualifiziert sich Weber zum logischen Nachfolger von Oliver Reese in Hessen. Grundsatzdebatten und Skandale sind am Willy-Brandt-Platz nicht zu erwarten.

© SZ vom 29.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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