Schauspiel:Fall für die Theaterpolizei

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Spaßvögel im Fritsch-Theater: Simon Jensen (l.), Sebastian Blomberg. (Foto: Reinhard Maximilian Werner)

Der will mal wieder nur spielen: Herbert Fritsch inszeniert den Shakespeare-Spaß "Komödie der Irrungen" am Wiener Burgtheater.

Von Wolfgang Kralicek

Es gibt Menschen, die in Shakespeares "Komödie der Irrungen" etwas Tiefsinniges hineininterpretieren. Sie lesen das Frühwerk um zwei kurz nach der Geburt getrennte Zwillingspaare - zwei Herren namens Antipholus, zwei Diener namens Dromio - als Studie darüber, wie fragil das ist, was der Mensch für seine Identität hält. Herbert Fritschs Lesart ist da deutlich pragmatischer. Für den Slapstick- und Dada-Spezialisten unter den deutschen Regisseuren ist die Verwechslungskomödie Mittel zum Zweck. Seine zweite Arbeit am Wiener Burgtheater präsentiert sich als knallbunte Bühnenbonbonniere. Die Schauspieler tragen Renaissancekostüme (Bettina Helmi), die so aussehen, als wären sie in den großen Faber-Castell-Malkasten gefallen, und dürfen straflos all das machen, was die Theaterpolizei verboten hat: Grimassen schneiden, outrieren, mit den Augen rollen. Bei Shakespeare liegt der unheimliche Schatten eines Todesurteils über der Komödie. Bei Fritsch steht auf der - von ihm selbst gestalteten - Bühne zwar ein Galgen, aber der hat nichts Bedrohliches, ist nur ein Spielgerät zum Herumturnen. Fallhöhe? Ach was, eine Falltüre tut's auch.

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